Attachment Styles und Leadership: Dein Weg zu besserer (Selbst-)Führung
von Ragnhild Struss
In diesem Text lernst du:
- Was Bindungsstile sind und welche unterschiedlichen Bindungsstile es gibt
- Wie sie sich auf Interaktionen am Arbeitsplatz auswirken
- Welche typischen Konflikte und Verhaltensmuster zu erwarten sind, wenn verschiedene Bindungsstile aufeinandertreffen
1. Was genau ist ein Bindungsstil?
Der Begriff "Bindungsstil" stammt aus der Bindungstheorie, die in den 1950er Jahren vom britischen Psychiater John Bowlby entwickelt wurde. Diese Theorie besagt, dass die frühen Erfahrungen eines Kindes mit seinen primären Bezugspersonen – in der Regel den Eltern – die Art und Weise prägen, wie das Kind später Beziehungen erlebt und gestaltet. Schon in den ersten Lebensjahren lernt ein Kind, ob seine Bedürfnisse gehört und erfüllt werden oder ob es sich anpassen muss, um Nähe und Zuwendung zu erhalten.
Diese frühen Erfahrungen formen ein sogenanntes "inneres Arbeitsmodell", das uns bis ins Erwachsenenalter begleitet – oft unbewusst. Es steuert, wie du Nähe suchst oder meidest, wie du Vertrauen aufbaust oder dich zurückziehst und wie du mit Konflikten umgehst. Das Entscheidende dabei ist nicht nur das Verhalten der Bezugspersonen, sondern auch, wie du diese Interaktionen erlebt und interpretiert hast. Hast du beispielsweise das Gefühl gehabt, dich ständig beweisen zu müssen, um Zuwendung zu erhalten? Oder war die Nähe deiner Bezugspersonen oft unberechenbar und inkonsistent? Solche Erfahrungen prägen deine Beziehungsmuster tief.
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2. Welche Bindungstypen gibt es – und wie wirken sie sich im Job aus?
1. Sicher gebundener Bindungsstil
- Wie er entsteht und was ihn motiviert: Ein sicherer Bindungsstil entwickelt sich, wenn Bezugspersonen in der Kindheit verlässlich, einfühlsam und beständig ansprechbar sind. Das Kind lernt, dass es sich auf andere verlassen kann und dass seine Bedürfnisse gesehen und erfüllt werden. Diese Erfahrung führt dazu, dass sich das Kind sicher fühlt und positive Erwartungen an zwischenmenschliche Beziehungen entwickelt.
- Heutige Lebenswelt und Verhaltensmuster: Sicher gebundene Erwachsene gehen in Beziehungen mit Vertrauen, Offenheit und einer gesunden Balance zwischen Nähe und Unabhängigkeit. Sie wissen, dass Konflikte normal sind und gehen diese in der Regel direkt und konstruktiv an, ohne Angst, verlassen oder zurückgewiesen zu werden. Personen mit diesem Stil fühlen sich wohl in engen Beziehungen, können sowohl Nähe zulassen als auch Autonomie wahren. Sie haben ein positives Selbstbild und Vertrauen in andere. Im Arbeitsumfeld sind sie oft kooperativ, offen für Feedback und in der Lage, sowohl eigenständig als auch im Team effektiv zu arbeiten.
- Typische Verhaltensmuster im Job:
- Offene Kommunikation über Bedürfnisse und Erwartungen: Du sprichst klar und respektvoll über deine Ziele, Grenzen und Sorgen.
- Teamorientiertes Verhalten: Du arbeitest gerne mit anderen zusammen und förderst Teamgeist und Kooperation.
- Konstruktiver Umgang mit Feedback: Du bist offen für Kritik und nutzt sie zur persönlichen Weiterentwicklung.
- Konfliktlösungskompetenz: Du scheust dich nicht vor schwierigen Gesprächen und strebst nach Lösungen.
- Vertrauensvolle Führung: Als Führungskraft förderst du das Potenzial deiner Mitarbeitenden und delegierst Aufgaben angemessen.
Wertschätzende Perspektive auf den sicheren Bindungsstil:
Menschen mit einem sicheren Bindungsstil sind in der Regel emotional ausgeglichen, vertrauensvoll und offen für neue Herausforderungen. Sie haben gelernt, dass Beziehungen verlässlich und unterstützend sein können, und tragen diese innere Stabilität in ihre Interaktionen – ob beruflich oder privat. Dies macht sie zu hervorragenden Teamplayern und oft zu natürlichen Führungspersönlichkeiten. Sicher gebundene Menschen fördern offene Kommunikation, schaffen ein angenehmes Arbeitsklima und nehmen Konflikte als etwas an, das gelöst werden kann, anstatt sie zu vermeiden oder zu dramatisieren.
Doch auch sie haben ihre Herausforderungen: Ihre Stärke, Verantwortung zu übernehmen, kann manchmal dazu führen, dass sie zu viel Last auf ihren Schultern tragen oder sich zu stark mit den Bedürfnissen anderer identifizieren, was auf Dauer belastend werden kann. In der Zusammenarbeit mit ihnen liegt die Möglichkeit, ihre Resilienz und Klarheit für das gesamte Team nutzbar zu machen, ohne dass sie das Gefühl haben, ständig für alles verantwortlich zu sein.
Die Stärke des sicheren Stils im Team: Ein sicher gebundener Mitarbeiter wirkt oft als „emotionaler Anker“ und bringt Ruhe und Struktur in stressige Situationen. Für ihn ist die Förderung anderer, das Aufbauen eines vertrauensvollen Umfelds und die Fähigkeit, auf Augenhöhe zu kommunizieren, keine Bürde, sondern Teil seines Selbstverständnisses. Eine Führungskraft, die dies anerkennt und aktiv unterstützt, schafft ein Teamklima, das von Vertrauen, gegenseitigem Respekt und einer klaren Kommunikation getragen wird.
2. Ängstlich-unsicherer Bindungsstil
- Wie er entsteht und was ihn motiviert: Der ängstliche Bindungsstil entwickelt sich, wenn Bezugspersonen inkonsistent sind – mal liebevoll und zugewandt, dann wieder distanziert oder unerreichbar. Das Kind erlebt Zuwendung als unsicher und sucht ständig nach Bestätigung, um sicherzustellen, dass es nicht abgelehnt oder verlassen wird. Diese Unsicherheit und Angst vor Zurückweisung setzt sich oft bis ins Erwachsenenalter fort.
- Heutige Lebenswelt und Verhaltensmuster: Menschen mit einem ängstlichen Bindungsstil suchen häufig nach Rückversicherung und Anerkennung. Sie fürchten, nicht gut genug zu sein, und bemühen sich, anderen zu gefallen oder Konflikte zu vermeiden. Ihre Handlungen sind oft darauf ausgerichtet, die Angst vor Ablehnung oder Verlassenwerden zu beruhigen. Menschen mit diesem Stil suchen zwar Nähe, haben jedoch Angst vor Zurückweisung und sind oft unsicher über den Status ihrer Beziehungen. Sie können als anhänglich oder übermäßig besorgt erscheinen. Im Job können sie Schwierigkeiten haben, Entscheidungen zu treffen, und sind möglicherweise überempfindlich gegenüber Kritik.
- Typische Verhaltensmuster im Job:
- Ständiges Suchen nach Feedback: Du fragst häufig nach Bestätigung und möchtest sicherstellen, dass deine Arbeit gut ankommt.
- Schwierigkeiten, eigenständig Entscheidungen zu treffen: Du fühlst dich unsicher, wenn du alleine etwas entscheiden musst.
- Hohe Empathie und Sensibilität: Du nimmst die Stimmungen deiner Kolleg*innen intensiv wahr, was auch belastend sein kann.
- Konfliktvermeidung: Du hast Angst, durch Streitigkeiten Beziehungen zu belasten, und ziehst dich oft zurück oder passt dich an.
- Perfektionismus: Du versuchst, durch herausragende Arbeit Anerkennung und Wertschätzung zu erhalten.
Wertschätzende Perspektive auf den ängstlichen Bindungsstil: Es ist wichtig, die ängstliche Bindungstendenz nicht als Schwäche zu sehen, sondern als ein Zeichen von starkem Wunsch nach Verbindung und positiver Resonanz. Eine sichere Führungskraft, die dies erkennt, kann die Stärken des Mitarbeiters fördern und dabei helfen, die Unsicherheiten abzubauen, ohne Druck auszuüben. In dieser Konstellation entsteht eine Chance für beide Seiten: Der Mitarbeiter wächst über sich hinaus, und die Führungskraft kann ihre Fähigkeiten zur Stärkung und Förderung von Talenten unter Beweis stellen.
3. Vermeidend-unsicherer Bindungsstil
- Wie er entsteht und was ihn motiviert: Ein vermeidender Bindungsstil entsteht, wenn Bezugspersonen in der Kindheit emotional nicht verfügbar oder zurückweisend sind. Das Kind lernt, dass es am besten für sich selbst sorgt und sich von anderen nicht abhängig machen sollte, da Nähe oft zu Enttäuschungen führt. Diese Überzeugung führt zu einer Betonung von Unabhängigkeit und Kontrolle im Erwachsenenalter.
- Heutige Lebenswelt und Verhaltensmuster: Vermeidende Erwachsene neigen dazu, emotionale Nähe zu meiden und Distanz zu wahren, da sie Vertrauen und Abhängigkeit als potenzielle Bedrohung empfinden. Ihr Verhalten dient oft dem Schutz vor Verletzungen und dem Aufrechterhalten von Kontrolle. Diese Personen legen großen Wert auf Unabhängigkeit. Sie haben oft Schwierigkeiten, Unterstützung zu suchen oder anzunehmen. Am Arbeitsplatz können sie als distanziert oder unnahbar wahrgenommen werden und bevorzugen es, alleine zu arbeiten.
- Typische Verhaltensmuster im Job:
- Bevorzugung von Einzelarbeit: Du vermeidest Teamarbeit und konzentrierst dich auf deine eigenen Projekte.
- Distanziertes Verhalten: Du wirkst kühl oder unnahbar, besonders in stressigen oder emotionalen Situationen.
- Vermeidung von Feedbackgesprächen: Du siehst Feedback oft als Einmischung und möchtest dich nicht öffnen.
- Starke Betonung auf Effizienz und Kontrolle: Du neigst dazu, Kontrolle über Aufgaben und Abläufe zu behalten, um Unsicherheit zu vermeiden.
- Schnelle Ablenkung bei Konflikten: Du schwenkst das Thema, um dich nicht mit Emotionen oder Konflikten zu konfrontieren.
Wertschätzende Perspektive auf den vermeidenden Bindungsstil:
Der vermeidende Bindungsstil zeigt sich nicht als mangelnde Empathie oder fehlendes Interesse, sondern oft als ein starker Wunsch nach Unabhängigkeit und Schutz der eigenen Grenzen. Menschen mit einem vermeidenden Bindungsstil haben gelernt, sich auf sich selbst zu verlassen und emotionalen Schmerz durch Distanz zu vermeiden. In einer beruflichen Umgebung kann dies eine große Stärke sein: Sie arbeiten häufig eigenständig, sind analytisch und treffen sachlich fundierte Entscheidungen. Für eine sichere Führungskraft, die die Eigenständigkeit des Mitarbeiters respektiert, bietet sich die Chance, diese Qualitäten gezielt einzusetzen, ohne die emotionale Distanz des Mitarbeiters persönlich zu nehmen. Durch einfühlsame, aber klare Kommunikation können Führungskräfte einen Raum schaffen, in dem sich vermeidende Mitarbeiter wohlfühlen und dennoch ein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln.
4. Desorganisierter Bindungsstil
- Wie er entsteht und was ihn motiviert: Der desorganisierte Bindungsstil entsteht oft durch traumatische oder chaotische Kindheitserfahrungen, bei denen die Bezugspersonen selbst unsicher oder bedrohlich waren. Das Kind empfindet Beziehungen als unvorhersehbar und potenziell gefährlich und entwickelt widersprüchliche Verhaltensmuster, um sich zu schützen.
- Heutige Lebenswelt und Verhaltensmuster: Desorganisiert gebundene Erwachsene empfinden Beziehungen als unsicher und ambivalent. Sie wechseln häufig zwischen dem Wunsch nach Nähe und der Angst davor, was zu instabilen und oft belastenden Beziehungsmustern führt. Dieser Stil ist durch ein widersprüchliches Verhalten gekennzeichnet, oft resultierend aus traumatischen Erfahrungen. Personen mit diesem Stil können sowohl Nähe suchen als auch fürchten. Im beruflichen Kontext kann dies zu unvorhersehbarem Verhalten führen, was die Zusammenarbeit erschwert.
- Typische Verhaltensmuster im Job:
- Widersprüchliches Verhalten: Du wechselst zwischen Engagement und Rückzug, was Kolleg*innen verwirren kann.
- Schwierigkeiten, stabil Vertrauen aufzubauen: Du empfindest Beziehungen als unsicher und wechselhaft.
- Unvorhersehbare Stressreaktionen: Deine Reaktionen auf Herausforderungen sind schwer einzuschätzen.
- Emotionale Überforderung: Du fühlst dich schnell überfordert und ziehst dich abrupt zurück.
- Schwankende Kommunikation: Du bist mal sehr offen, mal verschlossen, was dein Umfeld oft verunsichert.
Wertschätzende Perspektive auf den desorganisierten Bindungsstil: Menschen mit einem desorganisierten Bindungsstil tragen oft widersprüchliche Bedürfnisse in sich – der Wunsch nach Nähe und die gleichzeitige Angst davor können sie innerlich zerrissen wirken lassen. Dies resultiert aus Erfahrungen, in denen Nähe und Unterstützung nicht konsistent oder sicher verfügbar waren. Im beruflichen Kontext kann dies dazu führen, dass ihr Verhalten für andere schwer vorhersehbar ist. Doch in dieser Vielschichtigkeit liegt auch eine besondere Stärke: Menschen mit einem desorganisierten Stil sind oft sehr anpassungsfähig, haben eine ausgeprägte emotionale Intuition und ein großes Gespür für Dynamiken im Team.
3. Wie du mit diesem Wissen gesündere Beziehungen im Job aufbaust, Missverständnisse vorbeugst und bestehende Konflikte besser bewältigst
Das Bewusstsein über Bindungsstile kann dir helfen, deine eigenen Verhaltensmuster zu erkennen und zu verstehen, warum andere so reagieren, wie sie es tun.
Hier sind einige Schritte, die du unternehmen kannst:
- Selbstreflexion: Erkenne deinen eigenen Bindungsstil und wie er dein Verhalten am Arbeitsplatz beeinflusst.
- Empathie entwickeln: Versuche, die Bindungsstile deiner Kolleg*innen zu verstehen, um ihre Reaktionen besser einordnen zu können.
- Kommunikation verbessern: Offene und klare Kommunikation kann Missverständnisse reduzieren. Teile deine Bedürfnisse mit und höre aktiv zu.
- Grenzen respektieren: Achte auf die Grenzen anderer und kommuniziere deine eigenen klar.
- Professionelle Unterstützung suchen: Bei tief verwurzelten Mustern kann es hilfreich sein, Coaching oder Therapie in Anspruch zu nehmen.
Indem du die Konzepte der Bindungstheorie auf den Arbeitsplatz anwendest, kannst du nicht nur deine eigenen Verhaltensweisen besser verstehen, sondern auch die Dynamiken im Team oder in der Zusammenarbeit mit Kolleg*innen und Vorgesetzten klarer erkennen.
Stellen wir uns die Anwendung dieser Erkenntnisse noch etwas konkreter vor:
- Beobachte bewusst deine Reaktionen auf Konflikte: Fühlst du dich zum Beispiel zurückgewiesen, wenn eine Kollegin oder ein Kollege nicht sofort auf deine Vorschläge eingeht? Oder tendierst du dazu, dich emotional zurückzuziehen, wenn Kritik geäußert wird? Wenn du erkennst, dass deine Reaktionen möglicherweise von deinem Bindungsstil geprägt sind, kannst du bewusster darauf reagieren und deine Emotionen besser steuern.
- Nutze klare und offene Kommunikation als Brücke: Gerade im Umgang mit vermeidenden oder ambivalenten Bindungsstilen ist es wichtig, klar und ehrlich über Erwartungen und Bedürfnisse zu sprechen. Das schafft nicht nur Vertrauen, sondern gibt allen Beteiligten die Möglichkeit, sich sicherer in der Beziehung zu fühlen.
- Bleibe geduldig mit dir selbst und anderen: Niemand "meint es böse", wenn Bindungsstile aufeinanderprallen und zu Missverständnissen führen. Erinnern wir uns daran, dass alle Beteiligten von ihren eigenen inneren Mustern geprägt sind, die sie oft selbst nicht vollständig verstehen. Mit einem liebevollen, verständnisvollen Blick – sowohl auf dich selbst als auch auf andere – kannst du beginnen, dynamischere und effektivere Beziehungen zu gestalten.
Tipps für Führungskräfte
Wie geht man als Führungskraft mit ängstlich gebundenen Mitarbeitenden um?
Entwicklungsschwerpunkt: Ängstlich gebundene Mitarbeitende streben nach Bestätigung und suchen oft nach Rückversicherung. Dies kann aus einem tiefen Bedürfnis nach Sicherheit und Akzeptanz resultieren. Als Führungskraft solltest du darauf abzielen, ein vertrauensvolles, wertschätzendes Umfeld zu schaffen, das Klarheit und emotionale Unterstützung bietet, um Ängste abzubauen und ein Gefühl der Sicherheit zu fördern.
Warum:
Ängstlich gebundene Mitarbeitende neigen dazu, sich stark an die Meinungen und Erwartungen anderer zu orientieren, was ihre Entscheidungsfähigkeit und Eigenständigkeit beeinträchtigen kann. Durch gezielte Unterstützung kannst du ihre Potenziale entfalten und sie zur Eigenverantwortung ermutigen.
Wie:
Schaffe Transparenz, zeige ehrliche Wertschätzung und fördere die individuelle Selbstständigkeit in einem schrittweisen Prozess.
10 konkrete Tipps:
- Regelmäßiges Feedback geben – Biete konstruktives, positives Feedback, um Unsicherheiten abzubauen und Vertrauen zu stärken.
- Klare Strukturen schaffen – Definiere klare Aufgaben, Ziele und Erwartungen, damit sich der Mitarbeitende sicher orientieren kann.
- Offene Kommunikation fördern – Ermutige zu Fragen und biete offene Gespräche an, um Unsicherheiten und Ängste aufzufangen.
- Selbstvertrauen stärken – Lobe eigenständige Erfolge und betone den individuellen Beitrag zum Team.
- Erwartungen klar formulieren – Vermeide Mehrdeutigkeit und stelle sicher, dass Ziele und Maßnahmen klar kommuniziert werden.
- Verlässlichkeit zeigen – Sei berechenbar und halte Versprechen, um ein stabiles Umfeld zu schaffen.
- Fördergespräche nutzen – Zeige dem Mitarbeitenden Wege zur Entwicklung und Weiterbildung.
- Grenzen respektieren – Vermeide Überforderung durch zu viele Aufgaben oder Erwartungen, um Stress zu minimieren.
- Mentoring anbieten – Ermögliche eine enge Betreuung durch erfahrene Kolleg*innen, die als emotionale Anker wirken.
- Vertrauen stufenweise aufbauen – Gib Verantwortung schrittweise ab und ermögliche kleine Erfolge zur Förderung der Eigenständigkeit.
Wie geht man als Führungskraft mit vermeidend gebundenen Mitarbeitenden um?
Entwicklungsschwerpunkt:
Vermeidend gebundene Mitarbeitende ziehen sich häufig emotional zurück und bevorzugen Unabhängigkeit und Distanz. Sie fühlen sich in engen Beziehungen oft unwohl, was zu einer gewissen Unnahbarkeit oder einer Abwehrhaltung führen kann. Dein Ziel als Führungskraft ist es, Vertrauen und Offenheit schrittweise aufzubauen, während du ihre Eigenständigkeit respektierst.
Warum:
Diese Mitarbeitenden bringen oft wertvolle analytische und eigenständige Fähigkeiten mit, die besser zur Geltung kommen, wenn sie in einem vertrauensvollen und respektvollen Umfeld arbeiten können.
Wie:
Fördere eigenständige Arbeit, aber biete gezielte und wertschätzende Unterstützung an, wenn es um zwischenmenschliche Interaktionen geht.
10 konkrete Tipps:
- Respektiere Autonomie – Gib ihnen Raum, unabhängig zu arbeiten, ohne zu stark einzugreifen.
- Strukturierte Meetings – Setze klare und fokussierte Meetings an, die den Austausch effizient gestalten.
- Sachliches Feedback geben – Kommuniziere klar und sachlich, ohne zu viel Emotionalität, um Vertrauen aufzubauen.
- Vertrauensbasis schaffen – Zeige stetige Verlässlichkeit, ohne Druck auszuüben, und bleibe in deiner Kommunikation authentisch.
- Emotionale Nähe langsam aufbauen – Dränge nicht zu früh auf tiefe persönliche Gespräche; baue schrittweise auf.
- Stärken anerkennen – Lobe ihre analytische Denkweise und unabhängige Lösungsansätze.
- Freiheit in der Aufgabenwahl – Ermögliche ihnen, in Projekten eigenverantwortlich zu agieren.
- Vertrauen durch Taten – Zeige mit klaren Handlungen und Ergebnissen, dass du hinter ihnen stehst.
- Grenzen akzeptieren – Ziehe sie nicht in Themen, die ausschließlich emotionale Nähe erfordern.
- Wertschätzung ohne Überfrachtung – Lobe ihre Arbeit, ohne übermäßige emotionale Gewichtung.
Was mache ich, wenn ich ängstlich gebunden und Führungskraft bin?
Entwicklungsschwerpunkt:
Als ängstlich gebundene Führungskraft könntest du dazu neigen, übermäßige Rückversicherung zu suchen oder dich stark an die Meinungen und Bewertungen deines Teams oder deiner Vorgesetzten anzupassen. Das Ziel ist es, innere Sicherheit zu entwickeln und deine Führungsrolle mit Klarheit und Authentizität auszufüllen.
Warum:
Indem du dein Bindungsmuster verstehst, kannst du klarer und authentischer führen und dein Bedürfnis nach Rückversicherung durch strukturelle Maßnahmen und Teamvertrauen abmildern.
Wie:
Arbeite an Selbstreflexion und Selbstvertrauen und schaffe eine stabile Führungsstruktur.
10 konkrete Tipps:
- Selbstreflexion üben – Identifiziere Momente, in denen du Unsicherheit spürst, und frage dich, welche Bedürfnisse dahinter stehen.
- Klarheit schaffen – Kommuniziere klare Ziele und Erwartungen an dich selbst und dein Team.
- Feedbacksystem einrichten – Schaffe regelmäßige Feedbackmöglichkeiten mit dem Team, ohne dich emotional abhängig davon zu machen.
- Starke Unterstützungssysteme nutzen – Suche nach Mentorinnen oder Kolleginnen, denen du vertrauen kannst.
- Achtsamkeit praktizieren – Nutze Atemtechniken oder andere Methoden, um in stressigen Momenten Ruhe zu bewahren.
- Grenzen setzen – Lerne, Grenzen klar zu formulieren, ohne Angst vor Zurückweisung zu haben.
- Selbstvertrauen durch kleine Erfolge – Führe dein Team in kleinen Schritten zu Zielen und lerne, dich über Erfolge zu freuen.
- Kommunikation stärken – Entwickle Methoden für wertschätzende, aber bestimmte Kommunikation.
- Eigenverantwortung im Team fördern – Übertrage Verantwortung, um dich selbst zu entlasten.
- Therapie oder Coaching nutzen – Erwäge externe Unterstützung, um Ängste zu bearbeiten.
Was sollte ich tun, wenn ich vermeidend gebunden und Führungskraft bin?
Entwicklungsschwerpunkt:
Als vermeidend gebundene Führungskraft könntest du dazu neigen, dich von emotionalen Interaktionen zu distanzieren und dich auf sachliche, analytische Aspekte zu konzentrieren. Das Ziel ist es, emotionale Verbindungen im Team zu stärken, ohne dabei deine eigene Autonomie oder dein Bedürfnis nach Distanz zu opfern.
Warum:
Eine ausgewogene Führung bedeutet, deine analytische Stärke zu nutzen, aber gleichzeitig Nähe und Vertrauen im Team aufzubauen. Dies fördert die Teamzusammenarbeit und sorgt dafür, dass deine Mitarbeitenden sich sicher und unterstützt fühlen.
Wie:
Nutze sachliche Strukturen und gezielte Kommunikationsmethoden, um dein Team zu unterstützen, und baue langsam auf Vertrauen auf.
10 konkrete Tipps:
- Bewusste Nähe schaffen – Plane regelmäßige kurze Check-ins mit deinem Team, ohne dass diese zwangsläufig sehr emotional sein müssen.
- Sachliche Kommunikation nutzen – Bleibe klar und strukturiert, vermeide jedoch eine zu kühle, distanzierte Haltung.
- Offene Feedbackkultur fördern – Lade zu Feedback ein, ohne dich emotional angreifbar zu fühlen.
- Grenzen klar kommunizieren – Setze persönliche Grenzen, wenn dir emotionale Nähe unangenehm ist, aber tue es respektvoll.
- Verlässlichkeit aufbauen – Zeige durch klare Handlungen und Struktur, dass du berechenbar und vertrauenswürdig bist.
- Teambuilding-Aktivitäten bewusst wählen – Nimm an Aktivitäten teil, die sachliche Zusammenarbeit fördern und bei denen du dich wohlfühlst.
- Emotionales Zuhören üben – Höre aktiv zu, auch wenn du dich emotional zurückhalten willst, und zeige durch Nachfragen Interesse.
- Delegation gezielt einsetzen – Gib Aufgaben ab, um emotionale Konflikte zu vermeiden, aber kontrolliere das Ergebnis sachlich.
- Kleine emotionale Schritte – Starte mit kleinen, authentischen Zeichen der Wertschätzung und Nähe.
- Stärken und Schwächen bewusst reflektieren – Identifiziere, wann du dich zurückziehst, und frage dich, ob das notwendig ist
Tipps für Mitarbeitende
Wie gehe ich als sicher gebundene Mitarbeitende mit einer ängstlich gebundenen Führungskraft um?
Entwicklungsschwerpunkt:
Wenn du sicher gebunden bist, hast du oft die Fähigkeit, offen zu kommunizieren und Vertrauen zu fördern. Bei einer ängstlich gebundenen Führungskraft kann es hilfreich sein, Sicherheit und Klarheit zu bieten und Ängste gezielt zu entschärfen, ohne dich selbst zu überfordern.
Warum:
Indem du die Ängste und Unsicherheiten der Führungskraft erkennst, kannst du die Zusammenarbeit stärken, Missverständnisse reduzieren und eine wertschätzende Arbeitsbeziehung schaffen.
Wie:
Schaffe durch klare Kommunikation und Verständnis ein sichereres Umfeld.
10 konkrete Tipps:
- Regelmäßiges Feedback geben – Biete positives Feedback, um die Ängste deiner Führungskraft zu lindern.
- Eigenverantwortung übernehmen – Sei proaktiv und übernimm Verantwortung, um die Last zu reduzieren.
- Klarheit in Gesprächen schaffen – Kommuniziere direkt, was du benötigst, und stelle sicher, dass Erwartungen verstanden werden.
- Grenzen setzen – Setze respektvoll Grenzen, wenn die Führungskraft zu viel Kontrolle ausüben möchte.
- Aktive Kommunikation – Stelle sicher, dass du deine Bedürfnisse mitteilst und die Kommunikation offenhältst.
- Keine übertriebene Anpassung – Passe dich nicht übermäßig an die Unsicherheiten der Führungskraft an.
- Selbstständigkeit zeigen – Demonstriere Eigenständigkeit und gib deiner Führungskraft Raum, ohne zu stark einzuschränken.
- Stabilität signalisieren – Zeige, dass du ein verlässlicher Partner in der Zusammenarbeit bist.
- Erwartungen frühzeitig klären – Setze klare Erwartungen, um Missverständnisse zu vermeiden.
- Verständnisvolles Nachfragen – Frage, was du zur Unterstützung beitragen kannst, aber vermeide Überforderung.
Wie gehe ich als ängstlich gebundene Mitarbeitende mit einer sicher gebundenen Führungskraft um?
Entwicklungsschwerpunkt:
Als ängstlich gebundene Mitarbeitende könnte es für dich wichtig sein, das Vertrauen in dich selbst zu stärken und klare Kommunikationsstrukturen mit einer sicher gebundenen Führungskraft aufzubauen.
Warum:
Die Sicherheit deiner Führungskraft kann dir Stabilität bieten, aber es erfordert auch, dass du Verantwortung übernimmst und Eigenständigkeit stärkst.
Wie:
Nutze die Stabilität der Führungskraft, um an deiner Eigenständigkeit und Selbstsicherheit zu arbeiten.
10 konkrete Tipps:
- Offene Fragen stellen – Kläre Unsicherheiten direkt, anstatt dich in ständiger Bestätigungssuche zu verlieren.
- Selbstvertrauen stärken – Nutze die Rückmeldungen, um dein eigenes Selbstbild zu verbessern.
- Verantwortung übernehmen – Trau dich, Verantwortung zu tragen, auch wenn Unsicherheit besteht.
- Klare Vereinbarungen treffen – Kommuniziere deine Ziele und Erwartungen offen.
- Negative Gedanken hinterfragen – Frage dich, ob deine Sorgen realistisch sind, und sprich offen mit der Führungskraft.
- Regelmäßige Gespräche nutzen – Plane regelmäßige Meetings, um Sicherheit zu schaffen.
- Ressourcen nutzen – Nutze das Wissen und die Sicherheit deiner Führungskraft.
- Kleine Schritte setzen – Übernimm kleine Aufgaben und wachse in deiner Eigenständigkeit.
- Feedback konstruktiv verarbeiten – Nutze Feedback, um zu wachsen, statt dich zu hinterfragen.
- Erfolge feiern – Erkenne eigene Erfolge an und reflektiere sie.
Ein kurzer praktischer Tipp für den Alltag: Nimm dir nach schwierigen Meetings oder Konflikten einen Moment Zeit, um zu reflektieren. Frage dich: "Welche Erwartungen hatte ich? Wo habe ich mich möglicherweise nicht sicher gefühlt? Und wie hätte ich anders reagieren können, wenn ich diese Dynamiken verstanden hätte?" Diese kleinen Schritte helfen dir dabei, den Einfluss deines Bindungsstils zu erkennen und konstruktiv damit zu arbeiten.
21.11.2024