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#Karriere

Bereit zur Kündigung? Welche Gründe dafür sprechen – und welche nicht

Bereit zur Kündigung? Welche Gründe dafür sprechen – und welche nicht

„Soll ich wirklich kündigen?“ Diese Entscheidung fällt nicht leicht. Ragnhild Struss stellt eine hilfreiche Checkliste vor, mit deren Hilfe Sie eindeutig erkennen, ob es Zeit ist zu gehen. 

Laut einer XING-Studie fühlen sich rund 25 Prozent der Beschäftigten im deutschsprachigen Raum Europas in ihrem Job unzufrieden. Geht es Ihnen auch so? Sind Sie nach der Arbeit extrem müde und erschöpft oder häufig schlecht gelaunt? Können Sie auch in der Freizeit nicht mehr richtig abschalten, weil Ihr Job Sie überfordert und stresst? Oder ist das Gegenteil der Fall und Sie sind chronisch unterfordert und gelangweilt? Die Gründe, warum wir uns in unserem Job nicht mehr wohlfühlen, sind individuell verschieden. Wichtig ist, sich die Mindestanforderung vor Augen zu führen: Arbeit darf nicht wehtun. Darüber hinaus hängt es ebenfalls von jedem einzelnen Menschen ab, was der richtige Job ist – ob er Berufung und Passion darstellen muss, Karriere im klassischen Sinne ermöglicht oder einfach nur die Lebenshaltungskosten sicher decken soll. Begeben Sie sich bei beruflicher Unzufriedenheit daher unbedingt auf die Suche nach Ihren subjektiv empfundenen Stressoren und (ggf. nicht erfüllten) Erwartungen und Bedürfnissen.

Wichtig: aktives Gestalten statt Opferrolle

Ob Sie bei Ihrer Standortanalyse erkennen, dass Sie wirklich kündigen möchten oder Ihrem aktuellen Job noch eine zweite Chance geben möchten: Es ist in jedem Fall wichtig, dass Sie proaktiv dafür sorgen, sich Arbeitsbedingungen zu schaffen, unter denen Sie gerne arbeiten. Gerade wenn wir aufgrund von Unzufriedenheit schlecht gelaunt, kraftlos und träge sind, neigen wir dazu, die Schuld für unsere missliche Lage ins Außen zu verschieben: Die Kollegen sind schwierig, die Prozesse eingefahren oder ganz allgemein „macht Arbeit einfach keinen Spaß“. Mit dieser Einstellung bringen Sie sich jedoch selbst in die Rolle eines passiven „Opfers“, das nichts an seiner Situation ändern kann. Formulieren Sie lieber Ihre Aussagen über die vermeintliche Schuld der anderen um, indem Sie von nun an sagen „Ich lasse zu, dass der Umgang mit meinen Kollegen schwierig ist / die Prozesse sich nicht ändern / mir Arbeit keinen Spaß macht.“. Merken Sie, wie Sie sich selbst sofort in eine Position mit Handlungsmöglichkeit und -bedarf versetzen? Welches Problem auch besteht: Sie können immer versuchen, etwas daran zu ändern. Wenn Sie diese Einstellung nicht verinnerlichen, werden Sie ansonsten in jedem Job früher oder später unzufrieden sein.

Die Checkliste: Treffen diese Kündigungsgründe bei Ihnen zu?

Gehen Sie mit den folgenden Punkten folgendermaßen um: Bereits ein Grund, den Sie bei sich gegeben sehen, kann ausreichen, um eine Kündigung zu rechtfertigen, vor allem, wenn das Problem dabei stark ausgeprägt ist bzw. schwer wiegt. Betrachten Sie dazu die aufgeführten Positiv- und Negativ-Beispiele, die Ihnen bei der Einschätzung helfen sollen. Gleichzeitig können Sie die Liste additiv betrachten: Je mehr Gründe bei Ihnen vorhanden sind, desto wahrscheinlicher ist es Zeit zu kündigen. Nehmen Sie in jedem Fall Ihre Unzufriedenheit ernst, insofern sie aus einem der genannten Bereiche herrührt.
 

- Sie können Ihre Talente nicht einbringen.

Ein sehr zentraler Faktor, damit wir gerne arbeiten und der Job uns mit einer gewissen Leichtigkeit oder sogar im „Flow“ gelingt: Unsere tatsächlichen, angeborenen Talente kommen bei der Arbeit zum Einsatz. Ist dies gegeben, entsteht eine Positiv-Spirale: Wir sind gut in dem, was wir tun, bekommen positives Feedback und haben Erfolgserlebnisse – was uns wiederum noch mehr motiviert, uns ins Zeug zu legen. 

Positiv-Beispiel: Eine kreative Person, die viele neue Ideen hat, begeisterungsfähig ist, dafür aber nur schwer an Routine-Aufgaben dranbleiben kann und manchmal Details übersieht, arbeitet als Social Media Managerin eines Modelabels. Der Job unterstützt sie perfekt in ihren Talenten: Sie kann täglich neue und abwechslungsreiche Inhalte erstellen – kurz und knackig, ohne dafür lange an derselben Sache zu sitzen. Langwierige Projekte hat sie kaum, und ihr Bedürfnis nach Abwechslung passt optimal zu den Anforderungen der Gestaltung des Instagram-Kanals.

Negativ-Beispiel: Ein einfühlsamer Mann, der gerne Gastgeber ist, anderen hilft und stets mit empathischem Rat zur Seite steht, arbeitet in einem extrem wettbewerbsorientierten Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Dort muss er oft hart verhandeln, Mitarbeitern kritisches Feedback übermitteln und sich permanent mit anderen messen, was ihn sehr stresst. Seine hervorragenden Soft Skills kommen in diesem Job überhaupt nicht zum Einsatz und er ist gezwungen, sich entgegen seiner Veranlagung zu verhalten.
 

- Ihr Job motiviert Sie nicht – oder demotiviert sogar.

Jeder Mensch hat bestimmte Motivatoren: Das sind situative oder inhaltliche Umstände, unter denen wir „wie von selbst“ und gerne Leistung bringen, also gefühlt automatisch zum Handeln angetrieben werden. Ein Motivator, den fast jeder kennt, ist zum Beispiel „Spaß haben“. Darüber hinaus gibt es individuell ganz verschiedene Motivatoren, die in unterschiedlichen Arbeitskontexten eine große oder überhaupt keine Rolle spielen können. Das Gegenteil, unsere Demotivatoren, hemmen uns hingegen in besonderer Weise und verringern unsere Lust, etwas zu leisten.

Positiv-Beispiel: Eine Frau ist motiviert durch Aufgaben, die höchste Konzentration und Präzision erfordern und herausfordernd sind; außerdem spornt es sie an, alleine zu arbeiten. Was sie im starken Maße demotiviert, ist das Arbeiten in großen Gruppen sowie statusorientierte, in ihren Augen „oberflächliche“ Berufsumfelder. Ihre Arbeit als Fluglotsin spricht sie perfekt in ihren Motivatoren an: Es handelt sich um eine Tätigkeit, bei der sie vor allem für sich selbst eine komplexe Situation im Blick und im Griff behalten muss; die Kommunikation mit bspw. Piloten findet auch nur „remote“ statt, sodass sie sich nicht mit vielen Menschen auf einmal / vor Ort austauschen muss. 

Negativ-Beispiel: Eine Person fühlt sich angespornt, sobald sie sich mit anderen messen kann und die Chance bekommt, auf der Bühne stehend Applaus und Lob zu bekommen. Es demotiviert sie hingegen, kein Feedback zu erhalten. Einer der wohl unpassendsten Arbeitsplätze für sie wäre beispielsweise als Angestellter im örtlichen Bezirksamt. Weil dort Positionen und Gehälter nach Tarif geregelt sind, hat sie keine Gelegenheit, ihre wettbewerbsorientierte Seite auszuleben, und ihre Arbeitsergebnisse können in keiner Weise „hervorstechen“, da alle Abläufe gleich zu bearbeiten sind. Niemand würde auf die Idee kommen, sich bei ihr zu bedanken oder sie für ihre Arbeit zu loben, und so fühlt sie sich in diesem Beruf hochgradig unmotiviert.
 

- Es besteht ein Wertekonflikt mit dem Unternehmen und/oder den Arbeitsinhalten.

Eine (zumindest weitgehende) Übereinstimmung zwischen dem, was wir in unserem tiefsten Inneren für gut, wichtig und richtig halten, und dem, wofür unsere Arbeit steht, ist extrem wichtig. Zwar machen wir uns oft nicht bewusst, welche Wertvorstellungen uns eigentlich besonders am Herzen liegen – doch eine Fehlpassung zu unserem Job in diesem Bereich zeigt sich deutlich an einem diffusen Gefühl, dass irgendetwas falsch ist bzw. wir uns selbst in irgendeiner Weise verraten. Schreiben Sie sich deshalb Ihre wichtigsten Werte einmal auf und überlegen Sie, ob sie mit Ihrem Job kompatibel sind. Ist dies nicht der Fall, können Sie neben Stress auch das starke Gefühl der Sinnlosigkeit Ihrer Arbeit empfinden.

Positiv-Beispiel: Eine Person zählt zu ihren wichtigsten Werten Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Freiheit zur persönlichen Entfaltung. Sie arbeitet bei einer internationalen Menschenrechtsorganisation und setzt sich für Frauenrechte sowie in Projekten für die LGBTQ+ Community ein. Ihren Beruf nimmt sie gleichzeitig als ihre Berufung wahr und hat das für sie extrem wichtige Gefühl, einen positiven Beitrag im Sinne ihrer Ideale zu leisten.

Negativ-Beispiel: Eine Person legt sehr großen Wert auf Kultiviertheit, höfliche Umgangsformen und Stil. Alles von ihr als grob, vulgär oder ungeschliffen Empfundene stößt sie ab – sie fühlt sich dadurch extrem gestresst und empfindet manchmal sogar eine negative körperliche Reaktion wie Übelkeit. Das Kulturmagazin, bei dem sie arbeitet, hat durch eine neue Chefredakteurin seine Ausrichtung geändert und will jetzt „schockieren und edgy sein“. Neue Themen wie „Gemälde aus Tierblut“ sind der Person äußerst zuwider und sie fühlt sich nicht mehr wohl in ihrem Job.
 

- Ihr Job passt nicht zu Ihren Bedürfnissen in Bezug auf Arbeit.

Die bisher genannten Bereiche lassen sich zwar auch zu Ihren Job-Bedürfnissen zählen – daneben gibt es aber ganz pragmatische Aspekte, die von Ihrem Temperament und Ihrer aktuellen Lebenssituation bestimmt werden. Arbeiten Sie beispielsweise besser alleine in einer ruhigen Umgebung oder stimuliert es Sie, viel Kontakt zu Kollegen zu haben? Wie sieht Ihre perfekte Work-Life-Balance aus – ist Ihnen beispielsweise eine 4-Tage-Woche wichtig oder haben Sie nichts gegen Überstunden? Sind Ihnen, zum Beispiel vor dem Hintergrund Ihrer Familienplanung, langfristige Sicherheit und die Option auf Homeoffice besonders wichtig? Oder brauchen Sie unbedingt die Möglichkeit zur Weiterentwicklung in Ihrem Job? Überlegen Sie, welche Bedürfnisse bei Ihnen Priorität haben, und prüfen Sie, ob diese aktuell erfüllt sind.

Positiv-Beispiel: Eine junge Mutter kann nach ihrer Elternzeit bei ihrem Arbeitgeber in Teilzeit wechseln und hat die Möglichkeit, auch kurzfristig von zuhause aus zu arbeiten. Die Gestaltung ihres Jobs lässt sich optimal mit den Anforderungen ihrer neuen Lebenssituation in Einklang bringen.

Negativ-Beispiel: Ein junger Mann hat seinen ersten Job nach dem Studium bei einem Traditionskonzern. Bereits nach einem halben Jahr stellt er fest, dass er dort keine wirklichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten sieht und ihm allgemein die Taktung zu langsam und die Prozesse zu bürokratisch sind. Außerdem hat er das Gefühl, seine eher zukunftsorientierte Persönlichkeit passt besser in ein anderes berufliches Umfeld.
 

- Druck und (sozialer) Stress im Job sind für Sie kaum noch zu bewältigen.

Dieser Aspekt bedarf keiner Beispiele: Extremer Stress und permanente Überforderung sind für sich genommen hinreichende Gründe für eine Kündigung! Wenn Sie bereits alle Register gezogen haben, zum Beispiel Ihre Situation an Ihren Vorgesetzten kommuniziert und Änderungen vorgeschlagen haben, doch die Stressoren Ihre Bewältigungsressourcen dauerhaft übersteigen oder das schlechte Betriebsklima Ihnen sehr zu schaffen macht – ziehen Sie lieber früher als später die Reißleine!
 

Diese Kündigungsgründe sollten Sie noch einmal überdenken 

Treffen bei Ihnen einer oder mehrere der genannten Aspekte zu? Sollten es eher andere Probleme sein, wegen denen Sie über eine Kündigung nachdenken, dann probieren Sie lieber zunächst die im Folgenden genannten Lösungsvorschläge:
 

- Sie fühlen sich generell unzufrieden und ein neuer Job soll frischen Wind bringen.

To-do: Bevor Sie mit einem Jobwechsel ein ungutes Gefühl „kitten“ möchten, welches eigentlich aus einem ganz anderen Lebensbereich stammt, sehen Sie genauer hin und ergründen Sie, womit Sie in Wirklichkeit unzufrieden sind. Unsere Arbeit zu wechseln kommt uns wie eine einfache Lösung vor – damit sind andere Probleme jedoch nicht behoben. Wonach sehnen Sie sich in Wahrheit? Und wie könnten Sie in Ihrem Leben für Abwechslung sorgen, ohne (überstürzt) zu kündigen?
 

- Sie laufen vor Ihren Ängsten weg.

To-do: Vielleicht machen Ihnen neue Rollenanforderungen in Ihrem aktuellen Job Angst oder Sie scheuen die längst fällige Konfrontation mit einem Mitarbeiter. Möglicherweise müssten Sie Ihre Komfortzone verlassen und ein neuer Job soll Sie davor bewahren. Seien Sie ehrlich zu sich: Könnte Ihr momentaner Job eigentlich gut sein, wenn Sie nur Ihre Ängste konfrontieren würden? Dann probieren Sie das unbedingt aus, bevor Sie das Handtuch werfen.
 

- Sie fokussieren sich zu sehr auf Einzelheiten.

To-do: Es ist menschlich, zuweilen die positiven Facetten von etwas als selbstverständlich zu betrachten, während sich unser Fokus vor allem auf das richtet, was nicht so gut läuft. Machen Sie diesen Fehler auch in Ihrem Job? Prüfen Sie, ob Sie vielleicht nur gerade eine schlechte Phase erleben, während Ihnen Ihre Arbeit sonst eigentlich Freude bereitet, oder ob Sie sich auf einen negativen Teilaspekt Ihres Jobs versteifen, der neben vielen positiven Aspekten eigentlich nicht so stark ins Gewicht fallen müsste.
 

- Sie mögen Ihre Kollegen nicht.

To-do: Wenn andere Menschen uns nerven, lohnt es sich immer, die offene Kommunikation mit ihnen zu suchen – ohne Schuldzuweisungen, sondern mit Beschreibung aus der Ich-Perspektive, wie man etwas wahrnimmt – und auch bei sich selbst genau hinzusehen. Denn ganz nach dem Motto „If you spot it, you’ve got it.” werden wir oft von solchen Eigenschaften anderer getriggert, die wir selbst gerne hätten oder die wir an uns selbst ablehnen.
 

- Sie haben allgemein eine negative Einstellung zu (Ihrer) Arbeit bzw. überhöhte Erwartungen.

To-do: Denken Sie, dass der richtige Job Ihnen immer Spaß machen und nie unangenehme Aufgaben enthalten sollte? Oder sind Sie der Überzeugung, dass Arbeit ohnehin eine Zumutung ist und man maximal Dienst nach Vorschrift leisten sollte? Prüfen Sie, welche Glaubenssätze und Attitüden Sie gegenüber Ihrem Job haben, die ggf. unrealistisch sind und verhindern, dass Sie tatsächlich vorhandene positive Aspekte daran wertschätzen können.
 

Fazit

Letztendlich ist die Entscheidung darüber, was ein Kündigungsgrund ist und was nicht, sehr individuell. Betrachten Sie neben allen genannten Aspekten dabei auch Ihre persönliche Neigung, wie Sie an solche Entscheidungen herangehen: Sind Sie jemand, der sehr schnell Dinge abbricht, oder neigen Sie eher dazu, lange zu „leiden“ und in stressigen Situationen zu verharren? Messen Sie Ihre Kündigungsgründe also auch an diesen Aspekten Ihrer Persönlichkeit, um weder zu vorschnell noch zu zögerlich den Schritt zur Kündigung zu wagen. Alles Gute für Sie, ob im aktuellen oder einem neuen Job!


Die wichtigste Grundlage für beruflichen Erfolg und persönliche Zufriedenheit bildet eine Lebensführung in Übereinstimmung mit Ihrer Persönlichkeit. Sie zu kennen, ist der erste Schritt. Mit unserem kostenfreien Schnuppertest bieten wir Ihnen die Möglichkeit, ihn zu gehen und einen ersten Einblick in Ihr Inneres zu erhalten.

 

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