Du willst endlich den Selbstwertgefühl stärken?Melde dich jetzt zu unserem Webinar "Superpower Selbstwert" an!

#Persönlichkeitsentwicklung

Die Feedback-Falle: Warum wir Kritik viel zu oft persönlich nehmen

Die Feedback-Falle: Warum wir Kritik viel zu oft persönlich nehmen

Kaum etwas bringt uns emotional so aus dem Gleichgewicht wie kritisches Feedback. Ob von Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen oder nahestehenden Personen – Kritik aktiviert tief verwurzelte Reaktionsmuster, die uns in Verteidigung, Rückzug oder Erstarrung treiben können. Aber warum ist das so? Warum nehmen wir Kritik oft als Angriff wahr, selbst wenn sie sachlich formuliert ist? Die Antwort liegt in der Psychologie unseres Selbstwerts – und in den unbewussten Schattenseiten unserer Persönlichkeit.

 

Das limbische System – Fight, Flight, Freeze

Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen physischer und psychischer Bedrohung – es reagiert auf Kritik mit denselben Mustern, die in uns verankert sind, seit wir als Spezies existieren und eben früher um unser Leben fürchten mussten. Sobald wir uns (vom vermeintlichen Säbelzahntiger) angegriffen fühlen, übernimmt das limbische System, unser emotionales Steuerzentrum im Gehirn. Es setzt biochemische Prozesse in Gang, die uns in einen der klassischen Überlebensmodus treiben:

  • Fight (Kampf): Wir gehen in die Verteidigung, rechtfertigen uns oder greifen unser Gegenüber an, um die eigene Position zu schützen.
  • Flight (Flucht): Wir vermeiden das Thema, ziehen uns zurück oder wechseln das Gesprächsthema, um der unangenehmen Situation zu entkommen.
  • Freeze (Erstarren): Wir verfallen in Unsicherheit, fühlen uns klein oder schämen uns, unfähig, klar zu reagieren.
  • Friend (Anpassung): Wir übernehmen die Kritik unreflektiert, zweifeln an uns selbst und passen uns übermäßig an, um Konflikte zu vermeiden. 

 Im Berufsleben kann dies gravierende Folgen haben: Wer auf Kritik impulsiv reagiert, riskiert eine Eskalation, die im schlimmsten Fall sein Standing schädigt, während Erstarrung oder Rückzug aus Feedbackprozessen langfristig die eigene Weiterentwicklung hemmt. Wer sich unkritisch anpasst, lässt Fremde das eigene Selbstbild bestimmen und die berufliche Identität zu verwässern. 

Ein bewusster Umgang mit Feedback ist daher essenziell für langfristiges Wachstum und authentische Selbstführung.

 

Kritik im beruflichen Kontext: Warum sie uns besonders herausfordert

Im Arbeitsumfeld wird Feedback oft als Leistungsbewertung wahrgenommen – und damit als direkte Aussage über unsere Kompetenz und unseren Karriereweg. Ein kritischer Kommentar eines Vorgesetzten kann schnell Ängste auslösen: „Was bedeutet das für meine Position?“ oder „Steht meine Beförderung nun in Frage?“ Besonders heikel ist Kritik in Meetings oder vor anderen Personen – denn die Bloßstellung vor der Gruppe verstärkt das Bedrohungsgefühl.

Es ist nicht leicht, zwischen Verhalten und Identität zu unterscheiden – insbesondere, wenn Kritik unerwartet oder in einem sensiblen Moment geäußert wird. Eine solche Rückmeldung wird nicht als sachliche Beobachtung eines bestimmten Handelns gesehen, sondern als Urteil über die eigene Person empfunden: „Ich habe einen Fehler gemacht“ wird unbewusst zu „Ich bin nicht gut genug“. Kritik an unserem Verhalten kann sich dann anfühlen wie eine Zurückweisung unserer gesamten Person. Dadurch trifft sie härter, als sie eigentlich gemeint ist, und löst emotionale Abwehrreaktionen aus, die eine konstruktive Auseinandersetzung erschweren.

 

Warum manche Kritik besonders triggert: Das Schatten-Selbst

Die Psychologie kennt ein faszinierendes Konzept: das Schatten-Selbst. Es beschreibt jene Persönlichkeitsanteile, die wir in uns selbst nicht wahrhaben wollen – weil sie nicht mit unserem Selbstbild übereinstimmen. Je stärker wir bestimmte Eigenschaften verdrängen, desto heftiger reagieren wir auf Kritik, die genau diese Themen anspricht. Denn letztendlich trifft uns besonders die Kritik hart, der wir im Innen – zumindest in Anteilen – zustimmen und traurig darüber sind.

Beispiele für typische Trigger:

  • „Du bist unorganisiert.“ – Besonders schmerzhaft für Menschen, die sich ohnehin überfordert fühlen.
  • „Du wirkst unsicher.“ – Belastend für jene, die bewusst an ihrer Souveränität arbeiten.
  • „Du bist zu sensibel.“ – Trifft oft diejenigen, die ihre Emotionen nicht ernst genommen fühlen.

Das bedeutet: Nicht die Kritik selbst verletzt uns – sondern die Bedeutung, die wir ihr unbewusst geben. Je mehr wir bestimmte Eigenschaften ablehnen, desto schmerzhafter wird es, mit ihnen konfrontiert zu werden. Kritik und eine solche Reaktion darauf kann dann als Weckruf des Unbewussten gesehen werden, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und ungeliebte Eigenschaften oder ungeklärte Potenziale in das eigene Selbstverständnis zu integrieren.

Sechs Schritte, um souverän mit privater und beruflicher Kritik umzugehen

  1. Eigene Reaktion erkennen: Nimm bewusst wahr, wenn du mit Wut, Rückzug oder Lähmung reagierst. Allein das Vergegenwärtigen der eigenen Muster gibt dir die Möglichkeit, aktiv gegenzusteuern.
  2. Verhalten von Identität trennen: Kritik bezieht sich auf eine konkrete Handlung – nicht auf deine gesamte Person. Versuche daher Sach- und Emotionsebene zu trennen: Ersetze Gedanken wie „Ich bin unfähig“ durch „Ich hätte es besser lösen können.“
  3. Die Absicht der Kritik hinterfragen: Kommt das Feedback von einer wohlwollenden Person? Ist es destruktiv oder konstruktiv? Eine kritische Rückmeldung von jemandem, der dich fördern möchte, verdient eine andere Bewertung als eine abwertende Bemerkung.
  4. Warum trifft es mich? Frage dich: Welche Überzeugung über mich selbst verstärkt diese Kritik? Welche meiner inneren Themen werden hier angesprochen? Nutze den Moment zur Selbstreflexion.
  5. Berechtigte von unberechtigter Kritik unterscheiden: Ist das Feedback konkret und umsetzbar – oder pauschal und unsachlich? Frage dich: Würde ich dieselbe Kritik von einer anderen Person ernst nehmen?
  6. Konstruktives Selbst-Feedback entwickeln: Anstatt dich selbst herunterzumachen, formuliere deine innere Stimme unterstützend: Statt „Ich bin nicht gut genug“ sage dir „Nicht optimal gelaufen, aber nächstes Mal mache ich es besser.“
  7. Feedback schriftlich festhalten und sortieren: Notiere die Kernpunkte der Rückmeldung in einer Mindmap oder Liste, um emotionalen Abstand zu gewinnen und Muster zu erkennen: Was betrifft dein Verhalten, was deine Wirkung? So kannst du sachlich bewerten, was relevant ist, anstatt dich von einzelnen Kommentaren verunsichern zu lassen.

 

Kritik als Führungsinstrument: Wie Feedback den Unternehmenserfolg beeinflusst

Feedback ist ein essenzielles Führungsinstrument. Es entscheidet darüber, ob Mitarbeitende sich entwickeln oder stagnieren. Egal ob Führungskraft, Kollege oder Kollegin: Jeder kann Selbstreflektion nutzen, um Kritik anzunehmen, aber sie auch so zu formulieren, dass sie produktiv wirkt.

Best Practices im Umgang mit Feedback:

  • Klarheit und Präzision: Vage Kritik wie „Das war nicht gut“ hilft nicht weiter. Stattdessen sollte sie spezifisch und handlungsorientiert sein: „In der Präsentation fehlten klare Handlungsempfehlungen. Beim nächsten Mal könnte eine Checkliste helfen.“
  • Feedback in einen positiven Rahmen setzen: Eine konstruktive Kultur der Fehleranalyse stärkt das Team. Kritik sollte nicht entmutigen, sondern gezielt und stärkenbasiert Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen.
  • Regelmäßige Feedback-Schleifen etablieren: Anstatt auf Jahresgespräche zu setzen, ist kontinuierliches Feedback entscheidend für eine agile und lernende Organisation.
  • Psychologische Sicherheit fördern: Mitarbeitende, die keine Angst vor Fehlern haben, zeigen mehr Eigeninitiative und Innovationskraft.

Studien zeigen, dass Unternehmen mit einer ausgeprägten Feedback-Kultur leistungsfähiger sind. Mitarbeitende, die sich sicher fühlen, Kritik zu äußern und anzunehmen, bringen bessere Ideen ein und engagieren sich stärker. 

 

Kritik als Chance nutzen

Feedback ist unvermeidbar – beruflich wie privat. Entscheidend ist, wie wir darauf reagieren. Wer Kritik als Angriff wahrnimmt, landet in einer destruktiven Spirale aus Rechtfertigung oder Rückzug. Wer sie jedoch als wertvollen Hinweis nutzt, kann daran wachsen.

Gerade die Kritik, die uns besonders triggert, bietet eine Chance zur Selbstentwicklung. Sie zeigt uns, wo wir uns selbst noch blockieren, welche alten Unsicherheiten in uns schlummern – und gibt uns die Möglichkeit, sie endlich bewusst anzugehen. Wer lernt, Kritik mit Souveränität zu begegnen, gewinnt nicht nur an innerer Stärke, sondern auch an beruflicher und persönlicher Strahlkraft. Denn wahre Führung beginnt dort, wo Selbstreflexion auf Handlungskraft trifft.

 

Das könnte Sie auch interessieren