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#Persönlichkeitsentwicklung

Gaslighting – Die Kunst der gezielten Verunsicherung

Gaslighting – Die Kunst der gezielten Verunsicherung

Gaslighting ist eine der perfidesten Formen der Manipulation. Es entzieht seinem Opfer schleichend die Kontrolle über die eigene Wahrnehmung und untergräbt das Vertrauen in das eigene Urteilsvermögen. Wer dieser Dynamik ausgesetzt ist, beginnt, an sich selbst zu zweifeln – nicht, weil er oder sie objektiv falsch liegt, sondern weil die Realität systematisch verzerrt wird.

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Popularität erlangte der Begriff in den letzten Jahren im Bereich des Online Dating, zusammen mit Begriffen wie Ghosting (bei dem Personen bewusst ignoriert werden). Was viele Menschen jedoch nicht wissen: Gaslighting findet sich in vielen Lebensbereichen – auch im Berufsleben. In romantischen Beziehungen zeigt es sich oft darin, dass ein Partner den anderen so lange verunsichert, bis dieser sich selbst nicht(s) mehr (zu)traut. Die Sätze „Das hast du dir eingebildet“, „Du übertreibst mal wieder“ oder „Niemand außer dir sieht das so“ werden zum Alltag. Der Gaslighter inszeniert sich als rational und überlegen, während das Opfer zunehmend das Gefühl hat, emotional instabil oder sogar irrational zu sein. Das Ergebnis: Die betroffene Person verliert nach und nach den Zugang zu ihrer eigenen Wahrheit und wird von der anderen Person abhängig.

Dasselbe Muster kann sich auch am Arbeitsplatz finden – nur mit anderen Mitteln. Wenn eine Vorgesetzte oder ein Kollege bewusst Informationen verdreht, Absprachen leugnet oder dich systematisch vor anderen herabwürdigt, wird eine ähnliche Dynamik erzeugt: Du beginnst, an deiner eigenen Kompetenz zu zweifeln. Was als bloße Irritation beginnt, entwickelt sich mit der Zeit zu einer tief sitzenden Unsicherheit, die das Selbstbewusstsein zermürbt.

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Die Herkunft des Begriffs

Der Begriff Gaslighting stammt aus dem Theaterstück „Gas Light“ von Patrick Hamilton aus den 1930er Jahren, das später verfilmt wurde. Darin manipuliert ein Ehemann seine Frau gezielt, um sie in den Wahnsinn zu treiben. Er verändert Details in ihrer Umgebung – etwa die Helligkeit der Gaslichter im Haus – und behauptet dann, sie bilde sich diese Veränderungen nur ein. Sein Ziel: Sie soll sich selbst nicht mehr vertrauen, bis sie vollständig von ihm abhängig ist.

Diese subtile Manipulationstechnik findet sich in zwischenmenschlichen Beziehungen aller Art, besonders dort, wo Machtgefälle existieren. Gaslighting ist kein impulsiver Streit oder ein gelegentliches Missverständnis – es ist eine gezielte Strategie, um Kontrolle zu gewinnen.

Welche Beziehungsmerkmale gelten beim Gaslighting?

Gaslighting entsteht meist in Beziehungen mit einem starken Ungleichgewicht – sei es durch Hierarchie, emotionale Abhängigkeit oder ein Machtgefälle. In den meisten Fällen gibt es eine Person, die bewusst oder unbewusst Kontrolle ausüben will, und eine andere, die sich durch Zweifel oder Unsicherheiten leichter beeinflussen lässt. Typischerweise sind Gaslighter charismatisch, selbstsicher und geschickt darin, soziale Dynamiken zu ihren Gunsten zu lenken. Sie haben oft ein großes Bedürfnis nach Dominanz oder Angst vor Kontrollverlust.

Auf der anderen Seite stehen häufig empathische, harmoniebedürftige oder selbstkritische Menschen, die dazu neigen, eigene Fehler zu hinterfragen und anderen zugutezuhalten, dass sie es „nicht so gemeint haben“. Das Zusammenspiel aus Manipulation auf der einen und Zweifel auf der anderen Seite schafft die perfekte Grundlage für Gaslighting. Besonders gefährlich wird es, wenn das Opfer an das Gute im anderen glauben möchte und die Manipulation nicht als solche erkennt – oder erst dann, wenn das Vertrauen in sich selbst bereits erheblich beschädigt wurde.

Wie Gaslighting im Berufsleben aussieht

Am Arbeitsplatz kann sich Gaslighting auf viele Weisen äußern. Besonders häufig treten folgende Muster auf:

·       Verleugnung von Absprachen: Vereinbarungen werden rückwirkend bestritten. „Das haben wir nie so besprochen“ oder „Das hast du falsch verstanden.“ sind klassische Sätze, die dich in eine Rechtfertigungsposition drängen.

  • Umdeutung der Realität: Du wirst für Fehler verantwortlich gemacht, die außerhalb deines Einflussbereichs liegen. Dein Vorgesetzter erinnert sich plötzlich „ganz anders“ an eine besprochene Strategie.
  • Öffentliche Herabsetzung: Kritik wird nicht sachlich oder im Vier-Augen-Gespräch geäußert, sondern gezielt vor dem Team platziert, um dich zu destabilisieren. „Niemand außer dir sieht das so.“ kann ein Satz sein, der in diesem Zusammenhang fällt.
  • Verschiebung der Schuld: Selbst wenn du konkrete Beweise für deine Position hast, wird das eigentliche Problem auf deine Persönlichkeit verlagert „Warum bist du so kompliziert?“ oder „Du übertreibst wieder maßlos.“ sind typische Reaktionen.

Diese Muster sorgen dafür, dass du dich zunehmend infrage stellst. Der eigene Instinkt sagt dir, dass etwas nicht stimmt – doch mit jeder neuen Verdrehung der Realität schwindet das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung.

Die Auswirkungen: Selbstzweifel und Ohnmacht

Das gefährliche an Gaslighting ist seine Langzeitwirkung. Wer über einen längeren Zeitraum manipuliert wird, beginnt, die äußere Realität über die eigene Wahrnehmung zu stellen. Die betroffene Person wird vorsichtiger, stiller und versucht, möglichst keine Angriffsfläche zu bieten – doch genau diese Anpassung verstärkt die Dynamik. Wer sich zurückzieht, wirkt unsicher, was dem Gaslighter noch mehr Macht gibt.

Viele Betroffene bemerken erst spät, was mit ihnen geschieht. Der Übergang von gelegentlichen Missverständnissen zu einem destruktiven Muster ist schleichend. 

So schützt du dich vor Gaslighting

Sobald du das Gefühl hast, dass deine Wahrnehmung wiederholt infrage gestellt wird, solltest du wachsam werden. Diese Strategien können helfen:

Schriftliche Dokumentation: Halte Absprachen schriftlich fest. Eine kurze Bestätigung per E-Mail kann im Ernstfall als Beweis dienen.

Standhaft bleiben: Lass dich nicht in endlose Diskussionen verwickeln. Bleibe bei deiner Wahrnehmung, anstatt dich in Rechtfertigungen zu verlieren.

Verbündete suchen: Sprich mit Kolleg*innen, denen du vertraust. Oft stellt sich heraus, dass du nicht die einzige Person bist, die diese Dynamik erlebt. Führe Gespräche nur noch zu dritt, nie ausschließlich mit dem Gaslighter.

Grenzen setzen: Gaslighter lieben es, ihre Opfer in die Defensive zu drängen. Ein klarer Satz wie „Wir haben offensichtlich unterschiedliche Erinnerungen an die Situation, ich möchte das hier nicht weiter diskutieren“ hilft, dich nicht weiter in die Spirale hineinziehen zu lassen.

Warum man mit einem Gaslighter nicht diskutieren sollte

Einer der größten Fehler im Umgang mit Gaslighting ist der Versuch, den Gaslighter mit Logik oder Beweisen zu überzeugen. Gaslighting ist kein Missverständnis, das man sachlich aufklären kann – es ist eine manipulative Taktik, um Verwirrung zu stiften und Kontrolle zu behalten. Wer versucht, mit einem Gaslighter rational zu argumentieren, läuft Gefahr, sich in endlose Diskussionen zu verstricken, die das eigentliche Problem niemals lösen.

Statt eine klärende Debatte zu führen, dreht der Gaslighter die Situation immer wieder um, stellt neue Behauptungen auf oder verschiebt die Schuld auf sein Gegenüber. Das Resultat? Statt Klarheit herrscht am Ende noch mehr Verwirrung, und das Opfer beginnt sich zu fragen, ob es nicht doch im Unrecht ist. Wer sich schützen will, sollte sich daher aus der Spirale aussteigen und klare Grenzen setzen: „Ich diskutiere nicht weiter über meine Wahrnehmung.“ oder „Ich lasse mir nicht einreden, dass ich falsch liege.“ sind effektive Sätze, um der Manipulation die Grundlage zu entziehen.

Wann du Konsequenzen ziehen solltest

Es gibt Situationen, in denen Gaslighting nicht nur ein vorübergehendes Muster ist, sondern ein tief verwurzeltes Verhalten, das sich nicht ändern wird. In solchen Fällen ist es wichtig zu erkennen, wann der Punkt erreicht ist, an dem eine klare Konsequenz die beste Option ist.

Ein deutliches Warnsignal ist, wenn du merkst, dass dein Selbstwertgefühl oder deine mentale Gesundheit leidet. Wenn du dich ständig hinterfragst, Angst hast, deine Meinung zu äußern, oder dich selbst nicht mehr erkennst, ist das ein Zeichen dafür, dass die Dynamik dich bereits massiv beeinflusst. Ein weiteres Alarmzeichen ist, wenn du den Gaslighter mit seinen Mustern konfrontierst und keine Veränderung eintritt – stattdessen wird dein Verhalten umgedeutet oder ins Lächerliche gezogen.

Falls du am Arbeitsplatz betroffen bist und das Verhalten deines Gegenübers dein Wohlbefinden oder deine berufliche Entwicklung beeinträchtigt, kann es sinnvoll sein, die Situation offiziell zu melden. Manche Unternehmen haben Mechanismen, um toxische Verhaltensweisen zu adressieren – andere nicht. Falls du keine Unterstützung bekommst oder das Problem systemisch verankert ist, kann ein Jobwechsel langfristig die gesündere Wahl sein.

Im privaten Umfeld bedeutet Konsequenz oft Distanz. Das kann heißen, sich bewusst aus Diskussionen zurückzuziehen, den Kontakt einzuschränken oder in extremen Fällen den Kontakt ganz abzubrechen. Auch wenn es schwerfällt – niemand sollte in einer Beziehung, sei es beruflich oder privat, bleiben, in der er oder sie das Gefühl hat, die eigene Realität nicht mehr vertreten zu können. Dein Blick auf die Welt ist wertvoll, und niemand hat das Recht, ihn zu manipulieren.

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