Innere Antreiber: eigene Muster erkennen, Burnout vorbeugen
von Ragnhild Struss
Wir alle werden von zumeist unbewussten inneren Mustern und Mantren gesteuert, die uns zu bestimmten Verhaltensweisen treiben – sogenannte Antreiber. Während das große Vorteile mit sich bringt, birgt eine Überbetonung dieser Anstifter die Gefahr einer Verausgabung. Ragnhild Struss stellt Lösungen vor.
Sagen Sie sich in schwierigen Situationen öfter „Stell dich nicht so an!“? Dann sind in Ihrer Kindheit vielleicht Sätze wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ oder „Nur die Harten kommen in den Garten!“ gefallen und bei Ihnen sind wahrscheinlich Antreiber wie „Sei stark!“ oder „Streng dich an!“ am Werk. In der Psychologie – genauer der Transaktionsanalyse – werden fünf verschiedene Antreiber unterschieden, die unser Verhalten und Handeln lenken und prägen. Das Problem: Richten wir uns zu sehr nach ihnen, können sie uns in einen Burnout treiben. Wie entstehen Antreiber, welche unterschiedlichen Antreiber gibt es und wie können wir rechtzeitig einlenken, bevor sie uns erschöpfen?
Woher innere Antreiber kommen
Das Konzept unserer inneren Antreiber stammt aus der Transaktionsanalyse, einer psychologischen Theorie des amerikanischen Psychologen Eric Berne. Die Antreiber haben ihren Usprung in unserer Kindheit: Durch wiederholte Erfahrungen, entsprechende emotionale Reaktionen und deren Interpretation bilden wir mit der Zeit die innere Überzeugung „Ich bin in Ordnung und liebenswert, wenn ich perfekt / stark / gefällig / schnell bin bzw. wenn ich mich anstrenge.“. Diese Vorstellung verwächst fest mit der eigenen Identität und wird zu einer Art „inneren Daseinsberechtigung“. Aufgrund dieser tiefen Verknüpfung in unser Ich-Verständnis ermahnt uns unsere innere Stimme fortan stets, so zu sein, wie es unser Antreiber vorgibt. Denn gefühlt sichern wir so unseren Platz in der Welt.
Dieser Prozess wird stark beeinflusst von dem, was uns unsere Bezugspersonen spiegeln und nach welchen Wertvorstellungen unsere Familie lebt. So wird ein Kind, welches für jeden kleinsten Fehler kritisiert wird und es nie gut genug machen kann, mit großer Wahrscheinlichkeit den inneren Antreiber „Sei perfekt!“ entwickeln. In einer Familie, die sich selbst stets unter Zeit- und Termindruck setzt und nach Glaubenssätzen wie „Wer nicht schnell ist, verpasst seine Chancen.“ lebt, steht hingegen der Antreiber „Beeil dich!“ im Fokus. Es können bei einem Menschen mehrere Antreiber ähnlich stark ausgeprägt sein, ebenso wie einer oder zwei deutlich die Persönlichkeit dominieren können.
Das Problem mit den Antreibern
Im Grunde genommen bringt jeder der fünf Antreiber Vorteile mit sich. Schließlich wollten unsere Eltern uns mit der Betonung bestimmter Verhaltensweisen zu erfolgreichen Menschen machen, die das Leben meistern. So haben wir unseren Antreibern eine Menge zu verdanken, haben sie uns doch mitverantwortlich dahin gebracht, wo wir heute stehen. Problematisch wird ein Zuviel davon: Wenn wir im Stress sind und unser Gefühl von „Ich bin in Ordnung und liebenswert.“ ins Wanken gerät, legen wir meist noch eine Schippe im Sinne unserer Antreiber oben drauf – schließlich ist das ja unser gelerntes Erfolgsrezept, um uns „okay“ zu fühlen. Und viel hilft ja vielleicht viel. Jedoch haben wir dieses Muster so weit in der Vergangenheit gefasst, dass es uns als Erwachsene meist nicht mehr bewusst ist und wir ihm marionettenartig folgen. In der Übertreibung wird unser innerer Antreiber im Autopiloten schließlich zur echten Burnout-Gefahr.
Ein Beispiel: Ein Mensch mit dem Antreiber „Sei gefällig“ genießt dadurch normalerweise positive Aspekte. So wird er in der Regel als nett und einfühlsam wahrgenommen und ist in seinem sozialen Umfeld beliebt. Wann immer es um dienstleistungs- oder serviceorientierte Aufgaben geht, ist er die „Go-To-Person“, erhält dafür Dankbarkeit und genießt Anekennung. Die Gefahr entsteht dann, wenn die Person in Stressphasen an ihrer Liebenswürdigkeit zweifelt: „Habe ich mich wirklich freundlich genug bedankt? Ich müsste mich dringend mal wieder bei XY melden. Hoffentlich ist er / sie jetzt nicht sauer auf mich …“ Ganz im Sinne ihres Glaubenssatzes „Ich bin liebenswert, wenn ich mich anderen gegenüber gefällig zeige.“ kann sich die verunsicherte Person nun stark verausgaben, um es anderen Menschen immer noch mehr rechtzumachen, noch besser für sie da zu sein und ihnen noch mehr Arbeit abzunehmen. Die Folge können absolute Erschöpfung der eigenen Ressourcen sowie ständige Schuldgefühle sein, weil man vermeintlich nie „nett genug“ ist.
Eine weitere Gefahr liegt im Verbot, das bei jedem inneren Antreiber mitschwingt. So verbietet das „Sei gefällig!“-Mantra mit seinem „Ich muss es immer allen rechtmachen“-Glaubenssatz eine Betonung der eigenen Bedürfnisse, die im sozialen Umfeld vielleicht zu Konflikten führen würde. Eine Überbetonung des eigenen Antreibers führt also nicht nur durch Verausgabung zu Erschöpfung, sondern auch durch die mangelnde Erlaubnis, auch mal das Gegenteil zu tun. In diesem Fall müsste die Person den Mut aufbringen, ihre eigenen Bedürfnisse und Meinungen zunächst selbst wahrzunehmen und dann vor anderen zu formulieren oder sogar einzufordern.
So kommen Sie aus der Negativspirale Ihrer inneren Antreiber heraus
Um das automatisch ablaufende Muster zu unterbrechen, besteht der erste Schritt im Bewusstmachen der eigenen Antreiber. Denn auch bei unseren Antreibern gilt wie bei allen Themen der Persönlichkeitsentwicklung: Nur auf das, was uns bekannt und bewusst ist, können wir gezielt Einfluss nehmen und uns selbst führen. Lesen Sie zunächst die folgende Beschreibung der fünf inneren Antreiber durch und identifizieren Sie, welche Sie stark beeinflussen.
Der Antreiber „Sei perfekt!“
Menschen, die nach der Überzeugung „Ich bin in Ordnung, wenn ich perfekt bin.“ leben, erkennt man häufig an einem ernsten Gesichtsausdruck und einer angespannten Körperhaltung. Sie rechtfertigen sich häufig, um potentielle Kritik vorwegzunehmen, und sehen an eigenen (und oft fremden) Leistungen immer noch Fehler und Verbesserungspotenzial. Sie glauben nicht, dass man sie um ihrer selbst willen lieben kann, und versuchen deshalb über makellose (Arbeits-)Ergebnisse Anerkennung und Wohlwollen zu erzielen.
Typische Überzeugungen
Wenn wir innerlich ein „Ich muss immer …“ denken, dann schiebt unser Unbewusstes sofort ein „Ich darf nie …“ hinterher. So setzen wir uns selbst bestimmte Gebote und Verbote.
- „Ich muss immer alles richtig machen.“ bzw. „Ich darf nie Fehler machen.“
- „Ich muss Fehler ausmerzen und mich stetig verbessern.“ bzw. „Ich darf nie zufrieden sein, etwas ‚gut genug‘ finden und mich darauf ausruhen.“
- „Ich muss immer die Kontrolle behalten und dafür sorgen, dass alles hundertprozentig stimmt.“ bzw. „Ich darf nie loslassen, die Kontrolle verlieren und die Dinge einfach fließen lassen.“
Vorteile
Wer nach diesem Antreiber lebt, hat hohe Ansprüche an Vollkommenheit, was fast immer zu sehr guten Leistungen führt. Perfektionistische Menschen arbeiten gründlich und gewissenhaft, verbessern sich gerne immer weiter und sind die richtige Wahl in Berufen mit hoher Verantwortung (z. B. für Menschenleben).
Nachteile
Menschen mit dem Antreiber „Sei perfekt!“ brauchen oft lange, um Entscheidungen zu treffen, weil sie erst noch alle Details auf ihr Für und Wider prüfen müssen und eine Entscheidung für sie immer ein Ergebnis, also das Ende von etwas ist und nie der Anfang. Sie können eher schlecht mit Kritik umgehen und nehmen diese persönlich, trifft sie doch ihre tiefsitzende Angst, aufgrund von Mangelhaftigkeit keine Liebe zu verdienen. Es fällt ihnen schwer, sich zu entspannen. Das Gefühl, nie gut genug zu sein, belastet sie, und auch auf andere Menschen kann sich dieser Druck übertragen und sie können sich in ihrer Gegenwart inadäquat fühlen.
Der Antreiber „Sei stark!“
Wer überzeugt ist „Ich bin nur liebenswert, wenn ich immer stark bin.“, der versucht, zu jeglicher Form von „Schwäche“ eine Distanz zu wahren. Entsprechend versuchen solche Menschen, unangreifbar zu wirken, die eigene Empfindsamkeit zu verbergen und auch sich bei Gefühlsäußerungen anderer zurückzuziehen. Sie wirken oft angespannt und „gewappnet“ – ihre Schutzrüstung der Stärke legen sie nur ungerne und selten ab. Gleichzeitig wollen diese Menschen um jeden Preis ihre Unabhängigkeit und Kontrolle bewahren und sich nicht durch Angewiesenheit auf andere verletzlich machen.
Typische Überzeugungen
- „Ich muss immer alleine zurechtkommen.“ bzw. „Ich darf nie um Hilfe bitten.“
- „Ich muss immer stark und unangreifbar wirken.“ bzw. „Ich darf nie zeigen, wenn ich verletzt bin.“
- „Ich muss Macht und Kontrolle haben, um vor möglichen Angriffen gewappnet zu sein.“ bzw. „Ich darf anderen nie wirklich vertrauen, denn sie könnten mich enttäuschen und verletzen.“
Vorteile
Menschen mit „Sei stark!“-Orientierung verfügen über ein hohes Leistungs- und Durchaltevermögen. Sie werden nicht leicht krank und bewahren auch in Krisen und Notsituationen einen kühlen Kopf. Es sind oft Helden und Heldinnen, die sich kämpferisch für ihnen wichtige Ziele einsetzen. Selbstdizipliniert und „unkaputtbar“ bleiben sie hartnäckig dran, wo andere aufgeben.
Nachteile
Die Kehrseite der stets zur Schau gestellten Stärke ist ein Abgeschnittensein von den eigenen Emotionen sowie infolge ein gewisses Einzelgängertum. Echte Beziehungen können nur funktionieren, wenn man sich öffnet und verletzlich macht – hier haben solche Menschen manchmal Probleme. Auch die starke Sachorientierung, die Gefühle außen vor lässt, kann auf andere Personen abschreckend wirken. Außerdem neigen sie dazu, ihre eigene Leistungsgrenze nicht zu kennen, weil sie sich selten die Frage stellen, was ihnen wirklich guttut.
Der Antreiber „Sei gefällig!“
„Ich bin in Ordnung, wenn ich es anderen rechtmache.“ – dieser Antreiber lässt sich bei einem Menschen leicht an seiner überaus warmen, herzlichen und entgegenkommenden Art erkennen. Die Person wird viel lächeln und zustimmend nicken, vielleicht den Kopf leicht schief legen, um möglichst wenig bedrohlich zu wirken, und sich erkundigen, ob sie ihrem Gegenüber etwas Gutes tun kann. Im Gegensatz zu „normaler“ Freundlichkeit ist bei diesem Antreiber eine gewisse Unsicherheit spürbar: Die Person braucht die Bestätigung, dass sie sich auch nett und aufmerksam genug verhält.
Typische Überzeugungen
- „Ich muss immer offen, hilfsbereit und positiv gegenüber anderen sein.“ bzw. „Ich darf nie nein sagen oder widersprechen.“
- „Ich muss immer von allen akzeptiert und gemocht werden.“ bzw. „Ich darf mich nie auf eine Weise verhalten, die aneckt.“
- „Ich muss immer darauf achten, was andere gerade erwarten und brauchen.“ bzw. „Ich darf nie meine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen – die der anderen sind wichtiger.“
Vorteile
Wer nach dem Gefälligkeitsprinzip lebt, hat in der Regel sehr gut entwickelte soziale Antennen und kann damit auch unausgesprochene Stimmungen und Zwischentöne in Beziehungen und Gruppen wahrnehmen. Die hohe emotionale Intelligenz sorgt dafür, dass andere sich bei dem Menschen wohlfühlen und gerne in seiner Nähe sind. Auf Harmonie und Konfliktbewältigung bedacht, können gefällige Menschen gut und diplomatisch Streits schlichten und zwischen verschiedenen Lagern vermitteln. Häufig sind sie unschlagbare Dienstleister*innen.
Nachteile
Durch die starke Orientierung an den Bedürfnissen anderer Menschen können gefällige Typen schlecht für ihre eigene Bedürfnisbefriedigung sorgen, nein sagen oder sich anderweitig abgrenzen. Sie schützen sich selbst zu wenig. Oft vertreten sie keinen klaren Standpunkt und sind so für ihre Mitmenschen wenig greifbar und konturlos. Das Vermeiden von Konflikten erschwert es, auf ehrliche und konstruktive Weise über Probleme zu sprechen und diese zu lösen. Schließlich nehmen Menschen mit „Sei gefällig!“-Antreiber Kritik sehr persönlich und sind leicht verstimmt und unsicher, wenn andere ihnen nicht widerspiegeln, dass sie liebenswert sind.
Der Antreiber „Streng dich an!“
Wer sich selbst als okay empfindet, solange er sich nur genügend bemüht, der spürt fast immer einen gewissen „Druck im Nacken“: Er empfindet nur solche Dinge als wertvoll oder verdient, für die man sich gründlich ins Zeug legen muss. Entsprechend betrachtet er das Leben als ständige Mühe, die es zu meistern gilt. Häufig wirkt dieser Typus angespannt und drückt den auf ihm lastenden Druck durch Formulierungen wie „Ich muss …“ aus. Herausforderungen jedweder Art ziehen ihn magisch an.
Typische Überzeugungen
- „Ich muss immer weiter kämpfen und mich bemühen.“ bzw. „Ich darf nie aufgeben oder weniger als Vollgas geben.“
- „Ich muss hart für etwas arbeiten, nur solche Ziele sind erstrebenswert.“ bzw. „Ich darf mich nie über einfach erreichte Ziele freuen – irgendetwas stimmt daran nicht.“
- „Ich muss es alleine und aus eigener Kraft schaffen.“ bzw. „Ich darf nie Hilfe annehmen, die mir den Weg erleichtern würde.“
Vorteile
Weil es ihnen in gewisser Weise Freude bereitet, sich anstrengen zu müssen, verfügen Menschen mit „Streng dich an!“-Orientierung über extrem hohe Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen. Gerade in der heutigen Zeit, in der an jeder Ecke schnelle Belohnungen angepriesen werden, ist es eine sehr wertvolle Eigenschaft, ausdauernd und unbeirrt am Ball zu bleiben. Solche Menschen übernehmen gerne Verantwortung und man kann sich darauf verlassen, dass sie alles geben, um ein Ziel zu erreichen.
Nachteile
Personen, denen nur mit Anstrengung Erreichtes als wertvoll erscheint, sind oft nicht mit Ergebnissen zufrieden, die relativ einfach erzielt wurden. Die Gefahr liegt dann darin, dass sie sich vor allem Aufgaben suchen, die nicht innerhalb ihrer Stärken und Talente liegen, sondern solche, die sie als anstrengend empfinden, weil sie ihre Schwächen tangieren. Da ihr Fokus auf dem Akt des sich Bemühens liegt, schließen sie manchmal auch Projekte nicht ab – gibt es doch immer noch etwas daran zu tun. Sie können sich zu viel aufladen und sich so verzetteln.
Der Antreiber „Beeil dich!“
Wer gelernt hat, dass man immer schnell sein muss im Leben, wirkt meist hektisch und getrieben. Solche Menschen sind von dem Grundgefühl geprägt, dass Zeit und Raum knapp sind und man sofort handeln muss – um gute Gelegenheiten nicht zu verpassen, um wichtige Ressourcen zu sichern oder einfach, weil sich Nichtstun und Entspannung „falsch“ anfühlen. Menschen mit „Beeil dich!“-Antreiber fallen abgesehen von ihrer unruhigen, zappeligen Art auch durch ihr schnelles Sprechtempo auf. Auch beim Reden vermitteln sie den Eindruck, es bestehe Zeitnot und Informationen müssen hastig ausgetauscht werden.
Typische Überzeugungen
- „Ich muss immer die Zeit optimal nutzen.“ bzw. „Ich darf keine Zeit verschwenden.“
- „Ich muss immer in Bewegung und auf Trab bleiben.“ bzw. „Ich darf mich nie entspannen oder einfach mal nichts tun.“
- „Ich muss immer schnelle Ergebnisse liefern und am besten mehrere Dinge gleichzeitig erledigen.“ bzw. „Ich darf mir nie Zeit lassen und mich auf nur eine Sache voll und ganz konzentrieren.“
Vorteile
Auf der positiven Seite sind „Beeil dich!“-Menschen tatsächlich sehr produktiv und setzen in kürzester Zeit viele Dinge um. Sie sind gut in Multitasking und finden in komplexen Situationen mit schnellem Handlungsbedarf zügig eine Lösung – entsprechend blühen sie in Berufen auf, die sofortiges Troubleshooting erfordern. Durch ihr hohes Aktivitätsniveau nehmen sie aktiv am Leben teil und haben ein gutes Zeitgefühl.
Nachteile
Ungeduldig und immer gehetzt können sich Hektiker*innen schlecht entspannen und „herunterfahren“. Auch auf ihr Umfeld kann das ständige „Überholspurtempo“ anstrengend und stressig wirken. Die Krux von sehr schnellem Arbeiten kann sich zudem manchmal in Flüchtigkeitsfehlern äußern – so liegen Ergebnisse zwar zügig vor, entsprechen aber nicht unbedingt der bestmöglichen Version.
Die Lösung: Mitgefühl und Erlaubnis
Haben Sie sich in einem oder mehreren der beschriebenen Antreiber erkannt? Dann haben Sie bereits die wichtigste Grundlage geschaffen, um sich aus ihrem Griff zu lösen. Achten Sie nun darauf, wie sich Ihr Antreiber im Alltag äußert und Sie beeinflusst – auf dieser Basis können Sie einschätzen, in welchen Situationen Sie sich über ihn freuen und in welchen er Sie eher auslaugt. Es ist nämlich wichtig zu erkennen, was Ihnen ein bestimmter Antreiber bereits gebracht hat und welche Fähigkeiten Sie aufgrund dessen entwickelt haben: Vielleicht sind Sie dank Ihres „Sei perfekt!“-Antreibers eine grandiose Lektorin oder können sich wegen Ihrer „Sei gefällig!“-Orientierung wunderbar im sozialen Beruf in Menschen einfühlen. Richten Sie dann einen mitfühlenden Blick auf den Teil Ihres Antreibers, der Sie sich erschöpft fühlen lässt, weil er „zu viel des Guten“ will: zum Beispiel die Wirkung von „Sei stark!“, die Sie Ihre wahren Gefühle vor Ihrem Partner verheimlichen lässt, oder der Effekt von „Beeil dich!“, der es Ihnen oft unmöglich macht, einfach in Ruhe den Moment zu genießen.
Sie befreien sich von der manchmal zu intensiven Wirkung Ihrer Antreiber, indem Sie sich selbst gegenüber innerlich „Erlaubnisse“ aussprechen. So wird der Druck zu einem bestimmten Verhalten abgemildert und Sie spüren deutlicher, dass Sie frei wählen können. Formulieren Sie dabei Ihre „Ich muss immer …“-Vorstellungen in „Ich kann …, wenn ich will.“ um, z. B. statt „Ich muss mich immer anstrengen.“ gemäßigter „Ich kann mich sehr anstrengen, wenn es eine bestimmte Aufgabe erfordert, muss es aber nicht in jeder Situation.“. Ihr Antreiber wird so mehr zu einer Ressource, die Sie auf Wunsch aktivieren können. Sie erhalten eine Wahlfreiheit, die Ihnen inneren Raum und Energie spendet. Wandeln Sie außerdem Formulierungen mit „Ich darf nie …“ in „Ich darf auch mal …“ um: Aus „Ich darf nie meine Bedürfnisse vor die anderer stellen.“ wird beispielsweise „Ich darf auch mal Grenzen setzen und das machen, worauf ich am meisten Lust habe.“.
Üben Sie schließlich Ihre neue Haltung gegenüber Ihren Antreibern ein, indem Sie förderliche Glaubenssätze verinnerlichen. Sie können diese zum Beispiel als Ihr Smartphone-Wallpaper einstellen oder sie sich mit Post-Its an eine Stelle hängen, auf die Ihr Blick häufig fällt.
Mögliche Glaubenssätze für jeden Antreiber:
- „Sei perfekt!“: „Gut ist gut genug.“; „Aus Fehlern kann ich lernen.“
- „Sei stark!“: „Schwäche zu zeigen macht nahbar und sympathisch.“; „Gefühle sind etwas Schönes.“
- „Sei gefällig!“: „Meine Bedürfnisse sind genauso wichtig wie die der anderen.“; „Ich drücke mich aus.“
- „Streng dich an!“: „Das Leben ist einfach.“; „Gelingen muss nicht schwer sein.“
- „Beeil dich!“: „Es ist genügend Zeit da.“; „Pausen und Erholung sind auch mal wichtig.“
Fazit
Unsere inneren Antreiber üben einen sehr starken Einfluss darauf aus, wie wir unser Leben gestalten. Umso wichtiger ist es, als Akt der Selbstfürsorge Bewusstsein über diese verinnerlichten Muster zu gewinnen und ihnen im unbemerkten Autopiloten nicht komplett zum Opfer zu fallen. So können wir einen Großteil an Stress und Erschöpfung vermeiden und die Gefahr eines Burnouts abwenden. Es wird uns in Folge möglich, besser mit unseren Ressourcen zu haushalten und selbstbestimmt in jeder Situation die freie Wahl zu haben, wie wir uns verhalten möchten.
Die wichtigste Grundlage für beruflichen Erfolg und persönliche Zufriedenheit bildet eine Lebensführung in Übereinstimmung mit Ihrer Persönlichkeit. Sie zu kennen, ist der erste Schritt. Mit unserem kostenfreien Schnuppertest bieten wir Ihnen die Möglichkeit, ihn zu gehen und einen ersten Einblick in Ihr Inneres zu erhalten.
08.02.2021