Konstruktives Feedback geben & eine gesunde Feedback-Kultur etablieren

von Ragnhild Struss
Tipps für Führungskräfte: Konstruktives Feedback geben & eine gesunde Feedback-Kultur etablieren
1. Feedback als festen Bestandteil der Unternehmenskultur etablieren
- Feedback darf keine Ausnahme sein, sondern muss regelmäßig und selbstverständlich erfolgen.
- Regelmäßige Formate einführen:
o Wöchentliche oder monatliche 1:1-Gespräche.
o Team-Reflexionsrunden nach Projekten.
o Anonyme Feedback-Möglichkeiten für ehrliche Rückmeldungen.
2. Feedback konkret und sachlich formulieren
- Pauschale Aussagen wie „Das war nicht gut“ oder „Du musst besser werden“ sind wenig hilfreich.
- Stattdessen:
o Feedback immer Anlass bezogen geben
o Konkret sein: „In der Präsentation fehlte eine klare Struktur. Es hätte geholfen, eine Gliederung vorab zu zeigen.“
o Beobachtungen statt Urteile: „Mir ist aufgefallen, dass in der letzten Besprechung einige Fragen unbeantwortet blieben. Wie können wir das verbessern?“
3. Verhalten statt Persönlichkeit kritisieren
- Feedback bezieht sich auf Handlungen, nicht auf den Charakter einer Person.
- Ungünstig: „Du bist chaotisch.“
- Besser: „Mir ist aufgefallen, dass deine Notizen oft schwer nachzuvollziehen sind. Vielleicht hilft eine klarere Struktur?“
4. Den richtigen Zeitpunkt und Rahmen wählen
- Kritisches Feedback nie spontan oder in großer Runde geben.
- Private Gespräche sorgen dafür, dass sich die Person nicht bloßgestellt fühlt.
- Gute Regel: Lob kann öffentlich, Kritik sollte vertraulich sein.
5. Eine wertschätzende Grundhaltung einnehmen
- Feedback sollte nicht wie ein Angriff wirken, sondern als Hilfestellung für Entwicklung.
- „Ich-Botschaften“ nutzen: „Mir ist aufgefallen, dass…“ statt „Du machst immer…“.
- Nachfragen stellen: „Wie siehst du das selbst?“ statt „Das war nicht gut gemacht.“
6. Positives Feedback nicht vergessen
- Konstruktive Kritik ist wichtig, aber Lob und Anerkennung sind genauso essenziell.
- Regelmäßiges wertschätzendes Feedback stärkt Motivation und Selbstbewusstsein.
- Gezieltes Lob geben: Nicht nur „Gute Arbeit“, sondern konkret benennen, was gut war („Dein strukturierter Bericht hat sehr geholfen.“).
7. Feedback als Dialog gestalten
- Kein Monolog, sondern ein offenes Gespräch führen.
- Nachfragen: „Wie hast du die Situation erlebt?“ oder „Was würdest du selbst verbessern?“
- Mitarbeiter*innen aktiv einladen, auch Feedback zur Führungskraft zu geben.
8. Vorbild sein: Eigene Fehler offen zugeben
- Führungskräfte, die selbst Feedback annehmen können, schaffen eine offene Kultur.
- Eigene Unsicherheiten oder Fehleinschätzungen offen ansprechen.
- Zeigen, dass niemand perfekt ist – aber alle lernen können.
Tipps für Mitarbeitende: Souverän Feedback geben & empfangen
1. Feedback offen annehmen – ohne sofort in die Defensive zu gehen
- Kritik ist nicht automatisch ein persönlicher Angriff.
- Statt sofort zu rechtfertigen oder sich zu verteidigen:
o Zuhören & nachfragen: „Könntest du das genauer erklären?“
o Zeit nehmen: „Danke für dein Feedback, ich denke darüber nach.“
2. Konstruktives Feedback einfordern
- Wer Feedback aktiv sucht, zeigt Entwicklungspotenzial.
- Fragen stellen:
o „Was hätte ich besser machen können?“
o „Gibt es etwas, das ich für das Team verbessern kann?“
o „Was hat in meinem letzten Projekt gut funktioniert?“
3. Kritik von Verhalten trennen – nicht als Angriff auf die eigene Person sehen
- Feedback betrifft oft eine einzelne Situation oder Fähigkeit, nicht den gesamten Menschen.
- Innere Umformulierung: Statt „Ich bin nicht gut genug“ lieber „Ich kann mich in diesem Bereich noch verbessern.“
4. Feedback gezielt nutzen, um sich weiterzuentwickeln
- Nicht jedes Feedback ist 1:1 umsetzbar – aber es gibt oft wertvolle Hinweise.
- Prüfen:
o Ist das Feedback konkret und umsetzbar?
o Kommt es von einer kompetenten und wohlwollenden Person?
o Kann ich daraus eine Entwicklungsmaßnahme ableiten?
5. Selbstbewusst und konstruktiv eigenes Feedback geben
- Auch Mitarbeitende dürfen Vorgesetzten oder Kolleg*innen ehrliches Feedback geben.
- Regeln für gutes Feedback an andere:
o „Ich habe beobachtet, dass…“ statt „Du machst immer…“.
o Lösungsvorschläge anbieten: „Vielleicht hilft es, wenn wir unsere Meetings strukturierter halten?“
o Den richtigen Moment wählen – nicht zwischen Tür und Angel oder in Stresssituationen.
6. Emotionale Reaktionen auf Kritik reflektieren
- Warum trifft mich dieses Feedback besonders?
- Ist es ein Thema, das mich selbst schon länger beschäftigt?
- Wie kann ich es als Impuls zur Weiterentwicklung nutzen?
7. Eine positive Fehlerkultur mitgestalten
- Niemand arbeitet fehlerfrei – wichtig ist, daraus zu lernen.
- Eigene Fehler nicht verstecken, sondern als Lernchance sehen.
- Auch Kolleg*innen ermutigen, offen über Herausforderungen zu sprechen.
15.03.2025