So unterstützt du dein Kind

von Ragnhild Struss
Dein eigenes Kind auf dem Weg nach der Schule zu begleiten, ist eine besondere Aufgabe. Viele Eltern teilen mit uns die Sorge, ungewollt zu viel Einfluss zu nehmen und ihre Tochter oder ihren Sohn womöglich in eine Richtung zu lenken, die nicht den Vorstellungen des Kindes entspricht. Wie also unterstützend zur Seite stehen – ohne zu sehr „dazwischenzufunken“?
Reise in die Kindheit: Niemand kennt einen jungen Menschen so gut wie die eigenen Eltern. Sprich mit deinem Kind über frühere Leidenschaften, Talente und Träume. Was hat dein Kind als kleines Mädchen oder als kleiner Junge begeistert? Wofür hast du es schon immer bewundert? Welche Berufswünsche tauchten früher in Freundebüchern auf? Vielleicht lassen sich aus diesen Erinnerungen erste Anhaltspunkte für die berufliche Zukunft ableiten.
Talente in der Gegenwart: Auch der Blick ins Hier und Jetzt lohnt sich. Welche Stärken siehst du bei deinem Kind heute? In welchen Umgebungen blüht es auf? Mit welchen Menschen umgibt es sich gerne? Aus solchen Beobachtungen können wertvolle Impulse für mögliche Berufswege entstehen.
Kontakte nutzen – Erfahrungen sammeln: Im eigenen Netzwerk schlummern oft spannende Erfahrungswelten. Es muss nicht immer gleich ein mehrwöchiges Praktikum sein – manchmal kann ein Austausch mit einer Person aus dem Bekanntenkreis bereits viele Fragen beantworten. Überlegt gemeinsam: Wer in eurem Umfeld hat einen Beruf, der dein Kind interessieren könnte? Ein persönliches Gespräch kann viel Klarheit bringen – und vielleicht das Interesse an einem Praktikum wecken.
Gemeinsam Termine planen und den Überblick behalten: Natürlich ist Eigenverantwortung wichtig – und doch kann es in dieser Übergangsphase hilfreich sein, wenn du als Elternteil unterstützend den Rahmen mitgestaltest. Besprecht gemeinsam spannende Veranstaltungen wie Ausbildungs- oder Hochschulmessen, Tage der offenen Tür oder relevante Fristen für Bewerbungen. Haltet diese sichtbar fest – zum Beispiel auf einem Kalender am Kühlschrank – und verabredet, wann du an wichtige Punkte erinnern darfst.
Teile deine eigenen Erfahrungen: Der Übergang in die Zeit nach der Schule ist oft mit Unsicherheit verbunden – schließlich steht plötzlich eine Entscheidung an, die den weiteren Lebensweg mitgestalten soll. Zeige deinem Kind, dass es nicht die eine richtige Entscheidung gibt. Erzähle von eigenen Umwegen, überraschenden Wendungen und Chancen, die sich erst später ergeben haben. Solche Geschichten können Mut machen und entlasten.
Und wenn du das Gefühl hast, ein neutraler Blick von außen wäre hilfreich – wir unterstützen dich gerne. Unsere Beratung bietet Orientierung, stärkt die Eigenverantwortung deines Kindes und bringt die individuellen Stärken zum Vorschein, die für den weiteren Weg entscheidend sind. Gemeinsam finden wir heraus, wie du dein Kind auf diesem Weg bestmöglich begleiten kannst.
Eigene Wünsche erkennen – und loslassen: So sehr du es auch gut meinst – manchmal vermischen sich beim Unterstützen eigene, vielleicht ungelebte Träume oder Ängste mit dem, was für dein Kind wirklich stimmig wäre. Der Wunsch nach Sicherheit, das Bedürfnis nach gesellschaftlicher Anerkennung oder die Hoffnung, das Kind möge den „besseren Weg“ gehen als man selbst – all das kann unbewusst zur Messlatte werden. Das ist völlig menschlich und keine böse Absicht. Umso wichtiger ist es, sich dieser Dynamik bewusst zu werden. Denn nur wenn wer Projektionen erkennt und von sich abstrahiert, kann sein Kind wirklich frei begleiten – und ihm den Raum lassen, die eigene, ganz individuelle Richtung zu finden.
04.04.2025