Zwischen Purpose und Strategie – Führen in der Ära der Gen Z
von Ragnhild Struss
Die Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2010, bringt eine neue Dynamik in die Arbeitswelt. Ihre Werte und Erwartungen unterscheiden sich von denen früherer Generationen: Sie fordert flexible Arbeitsmodelle, eine klare Abgrenzung zwischen Berufs- und Privatleben und sinnstiftende Tätigkeiten. Gleichzeitig lebt sie in einer Realität, die von Social Media, wirtschaftlicher Unsicherheit und globalen Krisen geprägt ist – Bedingungen, die ihren Wunsch nach Sicherheit und Bedeutung verstärken.
Diese Generation verlangt nicht nur nach Transparenz und Authentizität, sondern sucht auch Führung auf Augenhöhe. Hierarchien werden hinterfragt, während Mentoring und Coaching als bevorzugte Führungsansätze gesehen werden.
Thoughtful Leadership, das auf Selbstreflexion, Empathie und ethische Klarheit setzt, bietet genau den Rahmen, um diese Erwartungen zu erfüllen und gleichzeitig die Herausforderungen zu meistern, die mit dieser Generation einhergehen. Führungskräfte stehen vor der Aufgabe, die Bedürfnisse der Gen Z ernst zu nehmen, ohne dabei unrealistische Ansprüche zu verstärken. Es geht um die Balance zwischen Unterstützung und Eigenverantwortung, zwischen ambitionierten Zielen und der Resilienz, diese auch zu verfolgen.
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Hohes Anspruchsniveau – aber wenig Resilienz?
Die Generation Z wird oft als idealistisch beschrieben: Sie fordert nicht nur erfüllende Arbeitsbedingungen, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung. Aber dieser hohe Anspruch steht im Spannungsfeld mit einer nachweislich erhöhten Anfälligkeit für mentale Erschöpfung. Studien belegen, dass diese Generation häufiger unter Stress und Perfektionismus leidet als ihre Vorgänger. Social-Media-Plattformen verstärken diesen Druck durch ständige Vergleiche und unrealistische Darstellungen von Erfolg.
Eine Klientin (Trainee in einem Konzern) brach nach wenigen Monaten die Probezeit ab. Sie gab an, dass die Anforderungen „zu viel“ seien, obwohl sie objektiv nicht über die normalen Erwartungen hinausgingen. Erst in einem offenen Gespräch – getragen durch Selbstreflexion und Empathie – wurde deutlich, dass der Druck aus der Selbstwahrnehmung resultierte, ständig besser sein zu müssen als ihre Kolleg*innen.
Thoughtful Leadership kann solchen Situationen vorbeugen, indem es Raum für Dialoge schafft, die Unsicherheiten entlarven und entlasten, um konkrete Bedürfnisse zu benennen und realistische Anpassung im Arbeitsumfeld vorzunehmen. Dabei ist es entscheidend, nicht nur Unterstützung zu bieten, sondern die Generation Z auch zu befähigen, Resilienz und Selbstwirksamkeit aufzubauen. Führungskräfte müssen lernen, legitime von kontraproduktiven oder unrealistischen Erwartungen zu unterscheiden, Grenzen zu setzen und die Perspektive zu vermitteln, dass nicht jede Herausforderung als existenzielle Prüfung empfunden werden muss.
Die Herausforderung der Loyalität: Warum Bindung zur Aufgabe wird
Die Generation Z ist weniger bereit, sich langfristig an ein Unternehmen zu binden. Sie sieht Jobs oft als Sprungbrett für persönliche Entwicklung, finanzielle Sicherheit oder gesellschaftliche Einflussnahme. Diese Haltung bringt Herausforderungen, aber auch Chancen. Während ältere Generationen Stabilität schätzen, kann Gen Z durch ihre Flexibilität und Innovationsfreude frischen Wind in bestehende Strukturen bringen.
Eine Führungskraft in einem Start-up erzählte, wie sie ein hoch talentiertes Mitglied der Generation Z durch Thoughtful Leadership halten konnte: Statt auf formale Karrierewege zu pochen, ermöglichte sie aktive Job-Crafting-Maßnahmen, flexible Rollenwechsel und die eigenständige Gestaltung von Projekten. Das Ergebnis? Der Mitarbeitende blieb, weil er sich wertgeschätzt und gefordert fühlte.
Die Aufgabe von Führungskräften ist es, ein Umfeld zu schaffen, das Gen Z anzieht, ohne dabei die Erwartungen anderer Generationen zu vernachlässigen. Thoughtful Leadership kann Brücken bauen, indem es zeigt, dass Loyalität keine Einbahnstraße ist, sondern das Gefühl von Sicherheit und Stabilität auch durch ein gegenseitig ausgeglichenes Geben und Nehmen entsteht.
Anspruchsvolle Kommunikation: Zwischen Klarheit und Sensibilität
Die Generation Z hat hohe Erwartungen an die Kommunikation mit ihren Führungskräften. Sie fordert Authentizität, Transparenz und das Gefühl, gehört zu werden. Doch gerade in Krisensituationen zeigt sich, wie anspruchsvoll dieser Dialog sein kann. Gen Z wünscht sich flache Hierarchien und Mitsprache, bewertet Unsicherheiten bei Führungspersonen oft kritisch und fühlt sich häufig nicht kompetent oder unterstützt genug, um in Stress-Situationen verlässlich eigene Entscheidungen zu treffen.
In einem mittelständischen Unternehmen sorgte eine unklare Kommunikation der Geschäftsleitung während einer Umstrukturierung für Unmut und Unsicherheit, besonders unter den jüngeren Mitarbeitenden. Der Geschäftsführer reagierte auf unser Anraten mit einer offenen Fragerunde, in der er nicht nur die Pläne erklärte, sondern auch die Ängste und Bedenken der Belegschaft direkt ansprach. Indem er Kritik als wertvollen Beitrag anerkannte, baute er Vertrauen auf und schuf ein Klima des Dialogs. Um die Gen Z weiter einzubinden, führte er während des Changeprozesses ein regelmäßiges Feedback-Format ein, bei dem in kurzen, informellen Treffen sowohl Herausforderungen als auch Ideen adressiert wurden. Diese Gespräche stärkten das Gefühl, aktiv Teil des Wandels zu sein, vermittelten Wertschätzung für ihre Perspektiven und nicht selten inspirierten diese Gespräche wertvolle neue Ideen. Der Geschäftsführer setzte auf transparente Kommunikation durch ein internes Tool, das Fortschritte und Entscheidungen in Echtzeit sichtbar machte. Dies nahm den Mitarbeitenden das Gefühl des Kontrollverlusts und förderte Vertrauen in den Prozess.
Schließlich initiierte er ein Reverse-Mentoring-Programm, das erfahrene Mitarbeitende mit jüngeren Kolleg*innen zusammenbrachte und sie voneinander lernen ließ. Das erfüllte nicht nur den Wunsch der Generation Z nach persönlicher Entwicklung, sondern stärkte auch den Zusammenhalt im Team und schuf Raum für gegenseitiges Lernen.
Thoughtful Leadership fordert Führungskräfte auf, eine Balance zwischen Klarheit und Sensibilität zu finden. Es geht nicht darum, jede Botschaft weichzuspülen, sondern darum, echte Dialoge zu führen, die Vertrauen und Verlässlichkeit vermitteln und unterschiedliche Positionen und Sichtweisen gleichwertig nebeneinander stellen.
Ein kritischer Blick auf den Purpose-Hype: Sinn zwischen Anspruch und Haltung
Die Generation Z sucht in ihrer Arbeit oft nach Sinn – einem „Purpose“, der über rein wirtschaftliche Ziele hinausgeht. Dieses Bedürfnis nach Bedeutung ist eine der stärksten Triebfedern für ihr Engagement, birgt jedoch auch Herausforderungen: Purpose wird häufig als etwas verstanden, das von außen kommt – ein inspirierendes Projekt, eine gesellschaftlich relevante Mission oder ein ideelles Ziel, das der Arbeitgeber bereitstellen soll. Doch dieser extrinsische Ansatz verkennt, dass Purpose weniger in äußeren Bedingungen liegt, sondern vielmehr eine innere Haltung darstellt.
Sinn entsteht nicht allein durch die Natur der Aufgabe, sondern durch die Art und Weise, wie wir uns ihr widmen. Es ist die Entscheidung, den kleinen, alltäglichen Momenten Bedeutung zu verleihen und Verantwortung für den eigenen Beitrag zu übernehmen. Thoughtful Leadership kann hier eine entscheidende Rolle spielen, indem es nicht nur einen Rahmen für inspirierende Projekte schafft, sondern auch die Haltung fördert, in der Purpose als etwas Internes kultiviert wird.
Ein internationaler Konzern hat dies eindrucksvoll umgesetzt, indem er kleine Erfolge ins Zentrum der Arbeitskultur stellte. Mitarbeitende der Generation Z wurden ermutigt, nicht nur nach dem großen „Warum“ zu suchen, sondern auch den Wert alltäglicher Aufgaben zu erkennen – sei es das Onboarding eines neuen Teammitglieds, die Optimierung eines internen Prozesses oder die rechtzeitige Fertigstellung eines Projekts. Führungskräfte feierten bewusst diese kleinen Meilensteine und vermittelten, dass jeder Beitrag, unabhängig von seiner Größe, Teil eines größeren Ganzen ist.
Thoughtful Leadership kann diesen Prozess fördern, indem es Mitarbeitende nicht nur inspiriert, sondern auch erdet. Es schafft Raum für Reflexion: Warum tue ich, was ich tue? Welche Haltung bringe ich in meine Aufgaben ein? Thoughtful Leaders leiten ihre Teams dazu an, sich nicht nur auf externe Ziele zu fokussieren, sondern die Sinnhaftigkeit in ihrer eigenen Verantwortung, in der Qualität ihrer Arbeit und im Einfluss auf ihr Umfeld zu erkennen.
Ein solcher Ansatz erfordert von Führungskräften selbst eine tiefe Selbstreflexion und eine bewusste Haltung gegenüber der Arbeit. Sie müssen Vorbilder sein, die zeigen, dass Sinnhaftigkeit keine Frage der Aufgabe, sondern der Einstellung ist. Purpose wird damit zu einem aktiven Gestaltungsprozess – einer Balance zwischen inspirierenden Visionen und der Würdigung alltäglicher Beiträge.
Diese Sichtweise erweitert den oft engen Fokus auf Purpose als etwas Außergewöhnliches. Sie zeigt, dass Sinn nicht ausschließlich in spektakulären Projekten liegt, sondern in den kleinen, oft unscheinbaren Momenten, in denen wir bewusst und mit Hingabe handeln. Thoughtful Leadership hilft dabei, diese Haltung zu etablieren, und lehrt, dass echter Purpose nicht gefordert, sondern entwickelt wird – aus einer inneren Überzeugung heraus, die unabhängig von äußeren Bedingungen Bestand hat.
Die Chance für Thoughtful Leadership: Potenzial erkennen, Zukunft gestalten
Trotz der Herausforderungen, die die Generation Z mit ihren hohen Ansprüchen und ihrem Wunsch nach Sinnhaftigkeit mit sich bringt, bietet sie auch eine einzigartige Gelegenheit. Diese Generation wagt es, den Status quo infrage zu stellen, und bringt eine bemerkenswerte Offenheit für Diversität, Nachhaltigkeit und Innovation mit. Ihr Engagement und ihre Bereitschaft, neue Wege zu gehen, können Unternehmen inspirieren, ihre eigenen Prozesse und Werte zu hinterfragen – und zukunftsweisende Veränderungen anzustoßen.
Thoughtful Leadership hat die Aufgabe, diese Energie zu kanalisieren, impulsive Reaktionen in strategisches Denken umzuwandeln und den Mut der Generation Z in langfristige Wirkung zu transformieren. Es geht darum, ihre Stärken zu fördern, ohne ihre Schwächen zu übersehen, und sie in einen breiteren Kontext zu stellen: Wie lassen sich ambitionierte Visionen in die pragmatische Realität des Arbeitsalltags übersetzen? Wie können unterschiedliche Werte und Perspektiven zwischen Generationen in Synergien statt in Konflikte münden?
Die Generation Z bringt nicht nur neue Herausforderungen, sondern auch die Möglichkeit, Arbeitskulturen grundlegend weiterzuentwickeln. Sie fordert Führungskräfte heraus, nicht nur zu reagieren, sondern aktiv Brücken zu bauen: zwischen den Bedürfnissen der Jüngeren und der Erfahrungswelt der Älteren, zwischen langfristigen Visionen und konkreten Zielen.
Thoughtful Leadership zeigt, dass diese Brücken keine Kompromisse bedeuten, sondern eine Bereicherung sind – für alle Beteiligten. Gen Z mag anspruchsvoll und laut sein, doch sie ist auch eine Generation voller Potenzial. Wenn Thoughtful Leaders es schaffen, ihre Resilienz zu stärken, ihre Impulse zu lenken und eine Kultur des gegenseitigen Lernens zu schaffen, entsteht nicht nur eine nachhaltigere Arbeitswelt, sondern auch eine, die alle Generationen verbindet und inspiriert.
03.12.2024